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Das Vaterspiel - pp 454-455

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Der Gedanke gefällt mir, sagte sie und reihte sich in die Auffahrt zu einer Autobahn ein. Sie konzentrierte sich auf den dichten Verkehr, ich blickte sie von der Seite an. Ihre kurze Höckernase, ihre runden Lippen, die mit Make-up zugekleisterten Poren ihrer Haut. Wenn auch die Frisur nun eine ganz andere war, ich fand das alte Gesicht wie-der. Ihre nicht nur füllige, sondern auch nach außen ge-schwungene Unterlippe, die von der Seite so wirkte, als wäre ihr Mund ein wenig geöffnet, wie oft hatte ich dieses Bild, dieses Gesicht vor mir gehabt. Und doch hatte ich nicht daran geglaubt, Mimi, meine erste wirkliche Liebe, je wiederzusehen. Sie war mir entglitten, ohne dass etwas Besonderes vorgefallen war. Brigitte, das war mir schnell klar geworden, hatte es nicht so gerne, wenn ich in die Mondscheingasse kam. Sie wollte Mimis Kontakt zu mir auf äußerliche Dinge beschränkt sehen. Sie hatte nichts da-gegen, wenn ich den Handwerker spielte oder den Com-puter auf Vordermann brachte, aber sie stellte merkwür-dige Fragen, wenn ich einmal grundlos vorbeigekommen war. Ob Mimi ihr von unserem Zusammensein erzählt hatte? Vielleicht hatte Brigitte es sogar mitgekriegt, hatte zugehört. Der Gedanke, dass Brigitte davon wissen könn-te, war mir unangenehm. Wenn ich in die Mondschein-gasse kam, war dieser Gedanke jedoch immer anwesend. Es war wie das sinnlos gewordene Schweigen über ein längst verratenes Geheimnis, das sich aber in diesem Schweigen noch eine letzte Lebenskraft, eine letzte Erin-nerung bewahren kann. Da Mimi nichts unternahm, um mit mir ein neues Geheimnis entstehen zu lassen, fühlte ich mich auf eine undramatische Weise in der Mondscheingasse auf die Straße gesetzt. Es gab nichts mehr zu repa-rieren, keine Leitungen zu stemmen, keine Lampen zu montieren, keine Zimmer auszumalen, keine Wasserhähne zu entkalken – und so blieb ich fern und wartete vergeb-lich auf einen Anruf, der erst vierzehn Jahre später kam, als ich nicht mehr wartete.
  Das Vaterspiel
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  Mondscheingasse

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Ich sei ein typischer Löwe, hörte ich ihn sagen und blickte auf das Eingangsschild des Tiergartens Schönbrunn. Ich hätte Lust gehabt, die Seehunde zu beobachten, Pinguine und Elefanten und den skurrilen Langohr-Wüstenigel in einem gesonderten Abschnitt des Raubkatzentraktes. Der Tod einer Tierpflegerin, die von drei Panthern in unmittelbarer Nähe des Wüstenigels zerissen worden war, hielt mich zurück.
pp 39 from Herzlos by Monika Wogrolly

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"[...] in der LINDE war ich mit Ivan essen, am Kohlmarkt habe ich mit Ivan Espresso getrunken, am Kärtnerring arbeitet Ivan [...] ich möchte abends einmal mit Ivan vom Cobenzl auf die Stadt hinuntersehen oder vom Hochhaus in der Herrengasse."
pp 85-86 from Malina by Ingeborg Bachmann