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Verlass die Stadt - pp 9

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Auf dem Heldenplatz gehen die Touristen herum, fotografieren und schwitzen. Auf dem Naschmarkt stehen die Obst-, Fisch-, Fleisch- und Gemüsehändler, schreien und schwitzen. In der Margaretenstraße sitzt Max auf einem erhitzten Klappstuhl, trinkt warmes Cola und redet.
Es hat sich viel verändert in Wien, sagt er.
Fällt dir nicht auf, was sich in letzter Zeit alles verändert hat? Sie haben die Votivkirche weißgewaschen. Aber sie wird auch wieder schwarz werden. Und das Gasthaus Vorstadt hat zugesperrt. Aber das wird sicher bald neu übernommen.
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Der Textsalat aus meinem Schädel, der sich eben anschickte, via Hand sich ins Schreibheft zu verfügen, fiel in sich zusammen, obwohl ich augenblicklich die Augen gesenkt hatte. Nach einigen Herztakten wiederholte ich den Blick, dessen Arroganz sich unversehens in Ehrfurcht verwandelte. Der Zeitgenosse bemerkte, dass ich bemerkte, wie er mich gemustert hatte, neigte seinen Kopf, als ob er ein zweifelnd-zustimmendes Nicken andeuten wollte, und zog sich hinter die Zeitung zurück, sodass ich einen Mann hinter der Zeitung vor mir hatte. Einige Wochen saß also immer wieder einmal Thoas Bernhard im Café Bräunerhof und gab dem ihm unbekannten Drauflosschreiber seine ironische Zustimmung in dieser Art: Was wird schon herauskommen? Pofel! Aber besser Schreiben als Nasenbohren & Dummschwätzen, wie hierzulande üblich.
pp 177 from Man ist viel zu früh jung. Essays und Reden by Robert Schindel

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Schäfer brauchte jemanden, der psychologisch geschulter war als er, einfühlsamer und erfahrener. Doch keinen der üblichen Gerichtspsychiater, die sich als Profiler selbst profilieren wollten und ihm sagten, dass der Täter männlich war, zwischen fünfundzwanzig und fünfundvierzig und vermutlich irgendwann ein schweres Trauma erlitten hatte. Er brauchte jemanden, der ihn die Beweggründe fühlen ließ. Der ihm die Köpfe und Herzen dieser Monster öffnete. Schäfer wischte mit dem Mantelärmel über eine nasse Sitzbank hinter der Votivkirche, setzte sich und nahm sein Telefon heraus.
pp 165 from Ohnmachtspiele by Georg Haderer