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Die Billigesser - pp 11-12

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Auf dem seit Wochen gegen Abend, seit drei Tagen regelmäßig auch in der Frühe gegen sechs Uhr zu Studienzwecken unternommenen Weg in den Wertheimsteinpark, in welchem er in Anbetracht der gerade im Wertheimsteinpark herrschenden idealen Naturverhältnisse nach langer Zeit wieder aus einem vollkommen wertlosen, seine Physiognomik betreffenden Denken zu einem brauchbaren, ja schließlich ungemein nützlichen habe zurückkehren können und also zur Wiederaufnahme seiner schon die längste Zeit in dem Zustand der Konzentrationsunfähigkeit liegengelassenen Schrift, von deren Zustandekommen letztenendes eine weitere Schrift und von deren Zustandekommen tatsächlich wieder eine weitere Schrift und von deren Zustandekommen eine auf diesen drei unbedingt zu schreibenden Schriften beruhende vierte Schrift über die Physiognomik abhänge und von welcher tatsächlich seine zukünftige wissenschaftliche Arbeit und in der Folge überhaupt seine zukünftige Existenz abhänge, sei er aufeinmal und urplötzlich anstatt wie schon gewohnheitsmäßig zur alten Esche, zur alten Eiche gegangen und dadurch auf die von ihm so genannten Billigesser gekommen, mit welchen er viele Jahre an den Wochentagen und also von Montag bis Freitag in der Wiener öffentlichen Küche und also in der sogenannten WÖK, und zwar in der WÖK in der Döblinger Hauptstrasse, billig gegessen habe.
  Die Billigesser
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  Wertheimsteinpark

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Der Sommer 1974 lastete brütend auf Wien und trieb das Jungvolk scharenweise in die Freibäder zu Spiel und Spaß samt verstohlenem Anfassen unterhalb des verchlorten Wasserspiegels. An den Wochenenden schien die Stadt wie von einer schrecklichen Seuche leergefegt. Nicht einmal die orange Kugel der Zentralsparkasse in der Jörgerstraße drehte sich, und außer ein paar Pensionisten, die ihre vergreisten Dackel auf den kochenden Asphalt pissen ließen, war kaum eine Menschenseele zu sehen.
pp 0 from Mamy blue. Eine Pop-Odyssee aus Wien. by Norman Weichselbaum

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Ich bin froh, dass ich zur Arbeit keine Schuhe mit Absätzen mehr trage. Meinen Blazer habe ich ausgezogen und um den Arm gewunden. Trotzdem mustern mich die Studierenden der obersten Bankreihe, als ich den Saal betrete. Im Nachbargebäude, der Wirtschaftsuniversität, wäre mein Outfit nicht aufgefallen. Ich muss an die gemeinsame Mensa der beiden Universitäten denken, wo man die Studierenden anhand der Kleidung, Frisuren und Accesoires wie Uhren und Handtaschen mit an hundert Prozent grenzender Wahrscheinlichkeit der einen oder der anderen zuordnen kann.
pp 171 from Gegen einsam by Daniela Meisel