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Chucks - pp 23

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Ein Jahr später sah ich zu, wie meine Mutter regelmäßig meinen Bruder in ihr Auto steckte und mit ihm zum Arzt fuhr. Anfangs wollte ich mitkommen, der kleinen Süßigkeiten wegen, die man von der Sprechstundenhilfe bekam. Doch meine Mutter brachte ihn nicht zu unserem Hausarzt, diesem alten Mann mit blondem Haar, in das sich nur langsam das Grau mischte, in dessen Praxis es nie nach Arzt roch, sondern immer nur nach Holz und Salbe. Sie fuhr mit ihm in das AKH, dieses riesige Gebäude, in dem man sich schon im Eingangsbereich verliert.
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Als sie bei der Himmelpfortgasse angelangt waren, ertönte ein ohrenbetäubendes Poltern und Krachen. Lautes Wiehern, brüllende Stimmen, verzweifelte Schreie, zwischendrin leises Wimmern. Die Pferde einer Droschke waren durchgegangen. Das filigrane offene Gefährt war mit dem Waggon einer Pferdetramway zusammengeprallt und umgekippt. Die Geschirre der Pferde hatten sich ineinander verheddert. Zwei Pferde waren gestürzt. Die Insassen der Droschke lagen auf der Straße. Ein kleiner Junge war unter die Hufe eines Gauls geraten. Er blutete am Kopf. Die Frau, die sich kreischend über den Jungen beugte, war ebenfalls blutüberströmt. Das andere Kind, ein Mädchen von etwar vier Jahren, lag regungslos unter dem linken Hinterrad der Droschke.
Gustav wollte den Kindern zu Hilfe eilen. Mararete von Leiden presste sich jedoch eng an ihn, verbarg ihr Gesicht an seiner Brust und flüsterte unter Tränen: "Bitte bleiben Sie bei mir."
pp 24-25 from Der Tod fährt Riesenrad by Edith Kneifl

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Verdreckt, erschöpft, alle erklältet und hustend, kamen sie schließlich in Wien an. Da völlig unklar war, wann endlich, an welchem Tag, zu welcher Uhrzeit, ihr Viehwaggon im zum Teil zerstörten Franz-Josefs-Bahnhof einrollen würde, holte sie auch niemand ab. Ja, es gäbe Straßenbahnen, aber nur unregelmäßig, alle heiligen Zeiten, und nur dort, wo die Schienen noch intakt seien, erklärte ein Mann. Nach Währing? "Das könnt' sich ausgehen! Warten S' hier!" sagte er. Also stand Anna wartend, von ihren todmüden Kindern umringt, zwischen Ruinen, zerstörten Hausfassaden und aufgerissenen Straßen, und sie hätte gern geweint.
Schließlich rumpelte eine staubbedeckte Straßenbahngarnitur heran, sie kletterten eilig in einen der Wagen und fuhren dann langsam, auf knirschenden Schienen, durch eine zertrümmerte, unkenntlich gewordene. Stadt. Nachdem sie nochmals umsteigen und lange hatten warten müssen, landeten sie schließlich in der Schulgasse. Das Haus war unzerstört!
pp 257 from Im Schatten der Zeit by Erika Pluhar