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Chucks - pp 23-25

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"Punkerdusche", schrie Tamaras Exfreund. Wir saßen im Resselpark. Tamara hatte ihn falsch verstanden, schüttelte ihre Bierdose und ließ den Verschluss knacken, und ich ging in Deckung. Weißer Schaum schoss durch die Luft.
"Nicht doch, lass das!", schrie der Ex.
"Dann nicht", meinte Tamara und leckte den Schaum von ihren Fingern.
"Deo! Ich wollte das Deo!"
Unsere ganze Gruppe roch nach Bier und Axe Africa. Die Bierflecken auf der Kleidung kühlten schnell aus, mich fröstelte. Es war mein erster Herbst auf der Straße.
"Na toll", sagte ich, "ganz toll!"
"Scheiß dich nicht an", gab Tamara zurück, "trocknet ja wieder."
Die Jungs, die immer zum Einkaufen gingen, kamen mit drei großen Bechern Joghurt zurück, verschiedene Geschmacksrichtungen. Wir steckten unsere Plastiklöffel in die Becher, es gab einen Kampf um Stracciatella, "Tamara, friss nicht immer alles weg", ein Batzen Joghurt landete auf dem Boden, jemand stieg mit dem Schuh hinein und zog Schlieren. Ich überlegte, ob Bier und Joghurt eine einigermaßen solide Ernährungsgrundlage bildeten, anscheinend konnte man davon zumindest einige Jahre ohne schlimmere Mangelerscheinungen leben.
"Ich brauch einen neuen Haarschnitt", verkündete Tamara noch schmatzend, "jetzt gleich."
Das war Tamara: ungeduldig.
Nach dem Essen schnitt ich ihr die Haare an den Seiten mit meiner Nagelschere, nur oben ließ ich sie lang, und die ganze Zeit sinnierte Tamara darüber, wie sinnlos es doch sei, totes Haar - und nichts anderes sei das ja - mit sich herumzutragen.
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Near fragment in time

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"Eine Kutsche?" Gustav deutete auf den Fiakerstand gegenüber vor dem Hotel Imperial.
"Nein. Lassen Sie uns zu Fuß gehen, es ist nicht sehr weit."
"Was für ein wunderschöner Tag", sagte Gustav im Plauderton und bot ihr galant seinen Arm an.
Als sie sich ganz ungezwungen bei ihm einhängte, streifte ihr Busen seinen Ellbogen. Er spürte Bewegung in seiner Hose.
Arm in Arm schlenderten sie die Ringstraße entlang. Der Lärm und Dreck auf den Baustellen am Straßenrand tat seinen romantischen Gefühlen keinerlei Abbruch. Ihr Parfüm raubte ihm beinahe den Atem. Oder war es all der Staub und Dreck? Wenn es nicht bald regnete, würde die Reichshauptstadt in einer dicken Staubwolke ersticken.
"Wien wird jetzt zur Großstadt demoliert", hatte Karl Kraus in der Künstlerzeitschrift Wiener Rundschau geschrieben. Dieser kritische Geist hatte wieder einmal Recht gehabt, dachte Gustav. Die Fertigstellung der Ringstraße, der Bau der Gasleitung und die Regulierung des Wienflusses - Baustellen, nichts als Baustellen seit über zwanzig Jahren. Obwohl Gustav ein glühender Anhänger des Fortschritts und der Moderne war, litt auch er unter dieser permanten Lärm- und Geruchsbelästigung.
pp 23 from Der Tod fährt Riesenrad by Edith Kneifl

Near fragment in space

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Plötzlich durchflutete Licht den Waggon. Die Station kam, und die U-Bahn blieb stehen. Bolek beugte sich über den liegenden Skinhead und brüllte ihm auf Polnisch ins Ohr: „Kein Omelett ohne Eier zu zerschlagen, du Trottel.“
Dann stiegen wir aus. (...)Wir nahmen die Rolltreppe und kamen auf der Seite des Resselparks hinaus. Es war ein warmer ruhiger Sommerabend. Als wir an der Karlkirche vorbeigingen, waren meine Beine auf einmal schwer wie Blei.
pp 134-135 from Herrn Kukas Empfehlungen by Radek Knapp