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Chucks - pp 152-153

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Am liebsten fährt Paul jetzt, so kurz nach Weihnachten, raus aus Wien, er sagt, die Stadt erdrücke ihn, die einfältigen Gesichter der Leute. Ich fahre mit ihm in die Donau-Auen, um Tiere im Reif zu fotografieren und Bäume im nebligen Gegenlicht.
"Wie schön die Welt ist", sagt er dann.
"Ja", sage ich und streichle über seinen Bart, den er jetzt schon so lange stehen lässt, dass die Stoppeln weich werden.
  Chucks
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  153
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Near fragment in time

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Die Ansprachen dauerten eine kleine Ewigkeit. Die Sonne brannte erbarmungslos auf die Schaulustigen herab. Tausende waren an diesem heißen Julitag gekommen, um beim Eröffnungs-Spektakel dabei zu sein. Die wenigsten von ihnen konnten sich eine Fahrt mit dem Riesenrad leisten. Der Fahrpreis betrug heute am Eröffnungstag sechzehn Kronen, hatte Gustav auf einem Schild vor dem Kassenhäuschen gelesen. Für die meisten Leute war das mehr als ein Wochenlohn. Trotzdem waren die Wiener begeistert von diesem vierhundertdreißig Tonnen schweren Stahlbauwerk, das dreißig rote Kabinen in Bewegung setzen konnte.
Nachdem die Militärkapelle die Kaiserhymne "Gott erhalte, Gott beschütze unseren Kaiser, unser Land!" gespielt hatte, erklang zu Ehren der Ingenieure auch die britische Nationalhymne "God save the Queen". So manch österreichischer Patriot in den hinteren Reihen begann zu meckern. Gustav wusste, dass die Einzelteile in London angefertigt und in Wien an Ort und Stelle zusammengebaut worden waren. Seiner Meinung nach gebührte den Engländern zumindest ein kleines Dankeschön.
Nachdem der Kardinal-Erzbischof das Ungetüm gesegenet hatte, setze es sich langsam und schwerfällig in Bewegung. Unbeschreiblicher Jubel brach aus. Die Leute klatschten wie wild und renkten sich die Hälse aus, um einen Blick auf die ersten mutigen Fahrgäste zu erhaschen. Bei all dem Gedränge fiel es Gustav schwer, seinen guten Platz zu behaupten.
Ein Livrierter mit weißen Handschuhen öffente die Tür der Gondel, die vor den Ehrengästen zum Stillstand gekommen war.
pp 71-72 from Der Tod fährt Riesenrad by Edith Kneifl