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Die Stadt ohne Juden - pp 39-40

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Weihnachtsabend im Hause des Hofrates Franz Spineder. Weit draußen in Grinzing, außerhalb der Endstation der Straßenbahn, lag das kleine, gelbe Backsteinhäuschen, das der Hofrat noch von seinem Großvater ererbt hatte. Von außen sah das einstöckige Haus mit dem großen grün gestrichenen Holztor und den grünen Jalousien fast primitiv aus, aber wenn man das Tor öffnete und in den Hof mit dem altertümlichen Ziehbrunnen trat, blieb man überrascht und entzückt stehen. Der Hof ging in einen sanft ansteigenden Garten über, der schier endlos war. Im Sommer leuchteten die Levkojen, Tulpen, Rosen und Nelken in südlicher Pracht, hinter dem Ziergarten kamen Hunderte von Bäumen, die unter der Last der Aepfel, Birnen, Aprikosen, Pflaumen und Kirschen sich tief zur Erde beugten, und wenn man auch die Obstbäume hinter sich hatte, so war man noch immer nicht am Ende des Gartens, sondern ging steil durch einen Weinberg, um endlich ganz oben auf ein altwienerisches Lusthäuschen mit bunten Scheiben zu stoßen.
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  Grinzing

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Inmitten der Inneren Stadt ein Platz "Am Hof". Dort steht - natürlich - ein Bankgebäude. Eine eingemeißelte Steintafle neben dem schattigen Durchhaus verkündet: "An dieser Stelle stand ein Hof der Babenberger, Markgrafen und Herzoge, später für die herzogliche Münze verwendet. Das Haus wurde 1386 den Karmelitern übergeben, kam 1654 in den Besitz des Jesuitenordens und war, zum Kriegsgebäude umgebaut, 1775 - 1913 Sitz der Obersten Kriegsbehörde, zuletzt des Kriegsministeriums." Der "Hof" stand nicht nur im Mittelpunkt der Stadt, er steht im abstrakten Sinn auch im Mittelpunkt des Interesses. Hofnachrichten, das heißt über Mitglieder des kaiserlichen Hauses, sind noch in der Republik am liebsten angehört.
pp 120-121 from Wien by Robert Müller

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Also wurde beschlossen, die Wohnung zu nehmen, und sie sagten dem Baumeister zu. Bei der Miete ließ der man mit sich reden, verbilligte sie sogar noch unverhofft, denn Floridsdorf, ein Arbeiterbezirk und jetzt von den Russen besetzt, war alles andere als eine gute Wohngegend, wie Döbling es gewesen war. Steff staunte, dass Anna sich überhaupt herabließ, nach Floridsdorf zu ziehen, meinte er doch von früher her ihren Hang zu Eleganz und Vornehmheit und ihre tiefe Abneigung gegen alles Proletarische zu kennen.
pp 277 from Im Schatten der Zeit by Erika Pluhar