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Die Stadt ohne Juden - pp 51

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Mein Lieber, nun ist genau ein Jahr vergangen, seitdem ich Dir auf dem Westbahnhofe mit meinem von Tränen ganz durchnäßten Taschentuch nachgewinkt habe. Und das erste Weihnachtsfest, das ich als Deine Braut ohne Dich verbringen mußte, liegt hinter mir. Es war wieder recht traurig, und Papa meinte sehr besorgt, daß ich noch ganz krank und elend werden würde, wenn ich mich meinem Schmerz so hingebe. Ich bin jetzt nämlich immer sehr blaß, schlafe schlecht, habe viel Kopfschmerz und werde gleich so müde. Unser Hausarzt meint, es sei Bleichsucht und hat mir Guberquelle verordnet, aber ich weiß, daß es nur meine Sehnsucht nach Dir ist, die mich schwach und krank macht.
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  Westbahnhof

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Mit weitausgreifenden Schritten durchquerte Fels, der eben nach seinem Morgenritt vom Frühstück kam, den Türkenschanzpark, um sich nach Pötzleinsdorf zu begeben, wohin er sein Automobil beordert hatte.
pp 182 from Faustrecht by Hugo Bettauer

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Der Wiener Gürtel ist eine der meistbefahrenen Straßen Europas, und auch wenn das kein Grund zum Angeben ist, sollte man es erwähnen. Auf zwei mal vier Spuren fahren täglich hunderttausend Autos, auf dem Westgürtel rattert dazwischen noch die U6 auf der alten Stadtbahntrasse dahin. Natürlich ist es laut. Natürlich ist die Luft schlecht, sind die Fassaden grau oder schwarz. Dass es am Gürtel nicht schön ist, nicht grün, nicht ruhig, dass es das früher nicht war und nicht werden wird, weiß jeder. Aber Wien will das einfach nicht wahrhaben.

Seit fast dreißig Jahren versucht man jetzt schon, die Gürtelgegend lebenswerter zu machen. Läden, Lokale und Kulturvereine sind in die Stadtbahnbögen eingezogen, ihre Angebote werden rege genutzt. Am Neubaugürtel steht jetzt die neue Hauptbücherei; architektonisch gelungen, von der Bevölkerung gut angenommen.
Und dennoch: Man kann den Erfolg dieser Maßnahmen in Frage stellen. Denn der Gürtel und seine Umgebung sind noch immer, wieder, endlich:
Stauzone,
Lärm- und Abgashölle,
Drogenumschlagsplatz,
Rotlichtviertel,
Absturzmeile.
pp 97-98 from Verlass die Stadt by Christina Maria Landerl