Arrows_down
Arrows_up
« Back to Die Stadt ohne Juden

Die Stadt ohne Juden - pp 79

Quote
»Weißt, Alte, wir braucheten einfach ein paar jüdische Banken, das ist alles! Früher, als ich noch mein kleines Geschäft in der Stumpergassen gehabt habe, da bin ich alleweil, wenn ich im Ausland kaufen mußte, zum krummen Kohn von der Hermesbank gegangen, wo mein Konto war, und der hat gesagt: Herr Zwickerl, hat er gesagt, Sie müssen sich jetzt mit Mark eindecken, weil die Mark steigen wird; oder: die Krone wird fester kommen, hat er gesagt, kaufen Sie Kronen. Und immer ist es richtig so gewesen und ich hab' nicht nur an der Ware, sondern auch noch an der Valuta verdient! Aber jetzt – die Affen, die jetzt in der Bank beieinandersitzen, kennen sich selber net aus und i kenn' mi' auch net aus und alles geht kaput, sag' ich dir!«
  79
  79
  Yes
  No
  No
  Yes
  (none)
  Stumpergasse

Near fragment in time

Quote
Im Trubel der Geschehnisse hatte Ralph den Vorsatz, sich für diese »Bereitschaft« zu interessieren, vergessen. Jetzt aber, losgelöst von hundert überflüssigen gesellschaftlichen Pflichten, in der Isoliertheit eines Menschen, der aufgehört hat, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, kam ihm die Erinnerung an den Aufsatz des A. P., der ihn damals so tief ergriffen hatte. Und er begab sich eines Tages ins Café Central und frug seinen Freund Kriegel, der mit stoischer Ruhe der ersten Aufführung seiner Judastragödie entgegensah, ob er Näheres über die »Bereitschaft« wisse.
Dr. Kriegel hob wortlos seinen schweren Oberkörper aus dem bequemen Lehnsessel, zog die Pfeife aus dem Munde, so daß das Lächeln, das die letzten Worte des Amerikaners begleitet hatte, noch deutlicher wurde, entschuldigte sich für einige Augenblicke und ging ans Telephon.
»18766 ...Hallo! Hier Kriegel! Lieber Freund, Sie müssen sofort ins Café Central kommen. Es handelt sich um die ›Bereitschaft‹. Ich erwarte Sie.«
pp 0 from Der Kampf um Wien by Hugo Bettauer

Near fragment in space

Quote
Ich fuhr nach Marthas Anruf sofort in das Krankenhaus »Zu den barmherzigen Schwestern«, von Vater stets »Die herzigen Schwestern« genannt. Dort hatte er einen Primararzt gekannt, Doktor Hubertus Huber-Canossa, der in der Glanzzeit meines Vaters ein Modearzt war, ein, wie man heute sagen würde: Anti-Aging-Spezialist, für alternde Prominente, der aber nach der Pensionierung meines Vaters aus der Mode gekommen und selbst alt geworden war. Vater hatte ihm vertraut. Jahrelang hatte er sich regelmäßig für einige Tage zu ihm begeben (»Ich leg mich zu den herzigen Schwestern!«), um sich vorsorglich durchchecken zu lassen.
pp 193 from Don Juan de la Mancha by Robert Menasse