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So wurde ich. In: Wiener Geschichten - pp 9

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Ich saß im 34. Jahre meines gottlosen Lebens, Details kann eine Tageszeitung unmöglich bringen, ich saß im Café Central, Wien, Herrengasse, in einem Raume mit gepreßten englischen Goldtapeten. Vor mir hatte ich das »Extrablatt« mit der Photographie eines auf dem Wege zur Klavierstunde für immer entschwundenen fünfzehnjährigen Mädchens. Sie hieß Johanna W. Ich schrieb auf Quartpapier infolgedessen, tieferschüttert, meine Skizze »Lokale Chronik«. Da traten Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Felix Salten, Richard Beer-Hofmann, Hermann Bahr ein. Arthur Schnitzler sagte zu mir: »Ich habe gar nicht gewußt, daß Sie dichten!? Sie schreiben da auf Quartpapier, vor sich ein Porträt, das ist verdächtig!« Und er nahm meine Skizze »Lokale Chronik« an sich. Richard Beer-Hofmann veranstaltete nächsten Sonntag ein »literarisches Souper« und las zum Dessert diese Skizze vor.
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  Café Central

Near fragment in time

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„Then the Prater became the roundezvous of Viennese high society. Then the Freudenau, at the time of the races, was a blaze of fashionable magnificence. On every day was a great stream of carriages along the Hauptallee (the principal avenue of the Prater), in which could be seen the equipages of all arristocratic families, those proud names which made the Viennese Court world-famous for its pride and exclusiveness – the Liechtensteins, the Montenuovos, the Schwartzenbergs, the Metternichs, the Fürstenbergs, the Kinkys, the Harrachs, and hundred other illustrious houses.
At the beginning of the Hauptallee were the coffee gardens and restaurants where the citizens resorted to spend their leisure in social gossip, [...]. Here, under the stately trees whose leaves whispered strange tales of past glories or mournful defeats, the middle-class frequenters gathered to enjoy their beers and cheese, or drink their coffee or and eat little Viennese rolls, in full view of the great avenue [...].“
pp 182-183 from The Secret of an empress by Countess Zanardi Landi

Near fragment in space

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Wenn ich mich an schlechten Tagen gut fühlen wollte, vor allem wenn ich von Tamaras ziellosen Tiraden entnervt war, ging ich in der Dämmerung die Herrengasse entlang, mit halb geschlossenen Augen. Ich sog den Geruch der Fiaker ein, konzentrierte mich auf das Klappern der Hufe auf dem Kopfsteinpflaster. Vorbei an der Konditorei Café Central, mit den Pralinen und den Torten in der Auslage. Vorbei an den Fenstern des Cafés selbst, hinter denen das Licht golden leuchtete.
Ich stellte mir vor, ich würde einen Wintermantel tragen, mit Stickereien und einem Pelzbesatz. Aus unechtem Pelz natürlich, der politischen Einstellung wegen. Meine Schuhe würden auf dem Pflaster klappern wie Pferdehufe, mein teures Parfüm würde mich wie eine feine Aura umgeben. Eine der Wohnungen im zweiten Stock wäre meine. 3,60 Meter hoher Altbau und an den Sonnentagen lichtdurchflutet. Ob ich glücklich wäre? In einer vorbeifahrenden Kutsche kreischten Kinder und winkten mir zu. Ein Stück vom Glück, dachte ich dann, nichts als ein Stück vom Glück. Die glänzenden Dinge des Lebens.
pp 150-151 from Chucks by Cornelia Travnicek