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Die Arbeit der Nacht - pp 385-

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Jonas staunte, wie viele berühmte Persönlichkeiten hier begraben lagen. Bei einigen Namen fragte er sich, wieso er sie in der Prominentenzeile las, denn er hatte nie von ihnen gehört. Bei anderen war er überrascht zu lesen, daß sie erst vor ein paar Jahren gestorben waren, er hatte sie seit Jahrzehnten tot gewähnt. Und bei anderen wiederum wunderte er sich, weil er von ihrem Tod nicht erfahren hatte.
So gut gefiel ihm die langsame Fahrt durch den Park, daß er zeitweise vergaß, weshalb er gekommen war. Er dachte an seine Kindheit zurück, in der er an der Seite seiner Großmutter öfters mit der Straßenbahn hergafahren war, um das Grab der Urgroßeltern zu pflegen. Und später hatte er seine Mutter zum Grab der Großmutter begleitet. Die Mutter hatte Lichter angezündet, Unkraut ausgerissen und Blumen eingesetzt, während er umherspaziert war und den Friedhofsduft eingesogen hatte, diesen typischen Duft nach Stein, Blumen, Erde und frisch gemähtem Gras.
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  Zentralfriedhof

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Anna war pünktlich im Büro. Fünf Minuten später kam Kollege Kolonja im gestreiften Kurzarmhemd und stellte gutgelaunt einen Coffee-to-go auf Annas Schreibtisch. Anna pustete auf ihren Milchschaum und lachte. »Guten Morgen, Robert! Du siehst aus, als hättest du Urlaub.« »Urlaub nicht, aber alt werd ich hier heut nicht. Spätestens um zwei bin ich raus, und ab auf die Donauinsel.« »Ich hoffe, du hast recht. Könnte sein, dass da heut was reinkommt.« »Was?! Was weißt du schon wieder? Sag bloß, dein Weinbauer macht uns Kummer.« »Ich weiß es noch nicht. Ich war gestern noch im Wilhelminen, und jetzt warten wir mal auf die Ergebnisse der Laboruntersuchung.« »Ach, du hältst es nicht eine Woche ohne Arbeit aus. Bei dir kann keiner einfach so sterben.« »Jetzt entspann dich mal und leg ein paar alte Akten ab, vielleicht ist ja eh nichts.« Anna stellte sich vor, dass wirklich nichts wäre und sie gegen Mittag an die Alte Donau zum Schwimmen gehen würde. Doch da klingelte auch schon das Telefon. »Landeskriminalamt Wien, Anna Habel.« »Guten Morgen! Wilhelminenspital, Friedelhofer.« Anna blickte auf die Uhr, es war fünf vor neun. »Mein Gott, sind Sie pünktlich.« »Da schauen Sie, was? Und erfolgreich auf ganzer Linie. Im wahrsten Sinn des Wortes.« Er kicherte. »Eine ordentliche Linie hatte Ihr Nachbar da intus, genau wie ich’s geahnt habe. Circa acht Gramm Kokain mit einem sehr süßen Holundersaft zu sich genommen. Das hält kein Herz aus, nicht das gesündeste. Bingo.« Anna war kurz sprachlos, fasste sich jedoch rasch wieder. »Sehr gut, Herr Doktor. Und Sie haben das ja vorausgesehen. Wenn Sie kein Alibi hätten, würd ich Sie glatt verdächtigen.« »Sehr witzig. Mir würden schon noch perfidere Todesarten einfallen, da würden Sie nie draufkommen.« »Na, wollen wir’s nicht drauf ankommen lassen. Aber Spaß beiseite. Ich beantrage gleich die Kommissionierung der Leiche, der Herr Dr. Schima wird sich dann melden, wohin ihr den Bachmüller überstellen sollt.« »In Ordnung, ich richt ihn her und leg die Befunde dazu. Ah, und noch was: Unser Toxikologe meinte, der Herr hätte Viagra genommen, das verstärkt die Wirkung. Tja, das war’s dann wohl mit uns zwei, Frau Chefinspektor. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder?
pp 114-115 from Bis zur Neige - Ein Fall für Berlin und Wien by Petra Hartlieb, Claus-Ulrich Bielefeld

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Frank wollte in den 10. Bezirk fahren. Fact-Finding-Mission. Das Brandhaus besichtigen und in einem der Lokale, in dem der erstochene Lehrling laut Medienberichten häufig verkehrte, ein Bier trinken. Callas Aufgabe wollte er sich jedenfalls gründlich widmen, vielleicht sogar mehr herausfinden, als sie bereits wusste. Beim Enkplatz musste er von der U3 in die Straßenbahnlinie 6 wechseln, auf die er laut Anzeigetafel 8 Minuten zu warten hatte. Er nutzte die Zeit, um sich eine Schachtel Marlboro zu kaufen.
pp 73-74 from Sie sprechen mit Jean Améry, was kann ich für sie tun? by Kurto Wendt