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Die Klavierspielerin - pp 256

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"Ein giftiger Liebeszwerg, streift er durch diesen nächtlichen Erholungsraum, der eigentlich nur für den Tag gedacht ist, um sich an unschuldigen Tieren abzureagieren. Er sucth einen Wrufstein, findet jedoch nichts dergleichen. Er hebt einen kurzen Prügel auf, der von einem Baum abgefallen ist, doch das Holz ist morsch und leicht. Da eine Frau etwas Grausames von ihm gefordert hat, der ihr Liebe anbot, muß er sich fleißig bücken, um seine bessere Waffe als morsches Holz zu suchen. Da er der Frau nicht Herr werden konnte, muß er jetzt den Rücken krumm machen und unermüdlich Holz sammeln. Mit diesem Stöckchen lacht ihn der Flamingo aus. Es ist kein Prügel, es ist ein dürres Ästchen. Klemmer, der keine Erfahrung hat, aber Neues erleben möchte, kann sich nicht vorstellen, wo Vögel nächstens ruhen, um ihren Peinigern zu entgehen. Vielleicht haben sie eine eigene Hütte für sich allein! Hinter Rowdies, die viele Vögel schon erschlagen haben, will Klemmer keinesfalls zurückstehen. Er wittert Wasser, das ihm vertraute Element, nun schon stärker. Dort hält sich, wie in den Zeitungen beschrieben, die rosafarbene Beute irgendwo auf. Verschiedenes rauscht im Wind und hört nicht mehr auf damit. Helle Wegschlagen winden sich herum. Da er nun einmal so weit vorgedrungen ist, würde Klemmer sogar mit einem Schwan vorlieb nehmen, einem Tier, das sich leichter ersetzten läßt. An diesem Gedanken liest Klemmer ab, wie nötig er schon ein Ventil für seinen überkochenden Zorn braucht. Ruhen die Vögel untätig auf dem Wasser, wird er sie anlocken. Ruhen sie am Ufer still, muß er sich nicht nass machen.
Anstatt der Vogelrufe hört man nur ferne Autos in stetigem Strom dröhnen. So spät noch unterwegs? Bis hierher verfolgt die Stadt mir ihrem Lärm den Erholungssuchenden, bis in die städtischen Grünzonen, diese Lungen Wiens."
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  Stadtpark

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Draußen in Hernals, nordwestlich der Vorortelinie gen Himmel ragend, blitzt bei Schönwetter wie ein Rauchergebiß das gebrochene Gelb der Wohnhausanlage Heuberggasse. Dem späteren Bundespräsidenten Franz Jonas ist es zu verdanken, daß hier, wo einst das dichte Grün des Wienerwaldes hereinlugte, zweistöckige Gemeindebauten wie Eierschwammerln Spalier stehen.
pp 127 from Mamy blue. Eine Pop-Odyssee aus Wien. by Norman Weichselbaum

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Sie lächelte und war froh. Er küßte ihr die Hand, sie wandelten im Stadtpark hin und her, Arm in Arm, standen am Teich, sahen den Kindern zu, die die Schwäne futterten, Kasimir erzählte von einem Pariser Park und von einem Teich, darin er eines Abends herumgerudert war und im Kahn, im Schatten eines künstlichen Felsens, übernachtet hatte. »Wohl nicht allein?« meinte sie. Er legte die Hand beteuernd auf sein Herz. »Ich weiß nicht mehr. Vergangene Dinge.« – Therese wollte von Paris und Rom und all den fernen Städten nichts mehr hören. Wenn er sich dahin sehne, so solle er doch lieber gleich wieder davonreisen. Er drückte ihren Arm fest an den seinen und lud sie ein, auf der Terrasse des Kursalons mit ihm eine Jause zu nehmen. An einem kleinen Tischchen ließen sie sich nieder, und Therese bekam plötzlich eine lächerliche Angst, daß man sie hier mit Kasimir sehen und darüber »ihrer Herrschaft« berichten könnte.
pp 93 from Therese. Chronik eines Frauenlebens by Arthur - Schnitzler