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Rückkehr nach Wien - pp 51

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Die schmalen Gassen liegen friedlich im Abendlicht. Kein Mensch ist zu sehen. Ich biege in die Probusgasse ein, wo ich die ersten zehn Jahre meines Lebens verbrachte. Sie ist unzerstört. Nur das hohe Gebäude an der Ecke, ein Heim für taubstumme Kinder, ist von Bomben beschädigt und halb eingestürzt.
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Near fragment in time

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In der Innenstadt versuche er einige Zeit, eine Telefonzelle zu finden; als er eine leere Zelle fand, lag dort der Hörer abgerissen auf dem Boden. Er ging weiter. Schließlich konnte er vom Westbahnhof aus anrufen. Weil Samstag war, erreichte er kaum jemanden.
pp 11 from Die Angst des Tormanns beim Elfmeter by Peter Handke

Near fragment in space

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Im dunkelnden Licht stehe ich auf dem Pfarrplatz. Hier liegt meine Seele begraben. Wann immer ich in den zehn Jahren meiner Abwesenheit Heimweh hatte, war es nach diesem Ort. Wann immer ich gewisse Stellen von Beethoven oder Schubert hörte, erschien er vor meinem Blick. Ein kleiner Dorfplatz: links steht ein Bauernhaus, in dem die „Eroica“ geschrieben wurde; ein anderes zur Rechten; und in der Mitte die kleine Kirche zu St. Jakob. Vor ihr, zwischen vier Bäumen, ein regenverwaschener heiliger Nepomuk, der das Kruzifix und sein Birett in barocker Verzückung umklammert hält. Die Bäume sind kahl. Zu Füßen des Heiligen liegt ein Strau7ß von trockenen Winterbeeren. Im hölzernen Kirchtor hängen die Gemeindenachrichten wie zu meiner Zeit, aber ich bin von ihnen nicht betroffen. Wo meine Wurzeln tief in die Erde reichen wie nirgends sonst, bin ich eine völlige fremde, so entrückt in Zeit und Raum wie ein geisterhafter Revenant.
pp 53 from Rückkehr nach Wien by Hilde Spiel