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Die Kapuzinergruft - pp 110-111

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"Am Weihnachtsabend des Jahres 1918 kehrte ich heim. Elf zeigte die Uhr am Westbahnhof. Durch die Mariahilferstraße ging ich. Ein körniger Regen, mißratener Schnee und kümmerlicher Bruder des Hagels, fiel in schrägen Strichen vom mißgünstigen Himmel. Meine Kappe war nackt, man hatte ihr die Rosette abgerissen. Ich selbst war nackt. Die Steine waren nackt, die Mauern und die Dächer. Nackt waren die spärlichen Laternen. Der körnige Regen prasselte gegen ihr mattes Glas, als würfe der Himmel sandige Kiesel gegen arme große Glasmurmeln."
  Die Kapuzinergruft
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Und die Wohnung hab ich gesehn, auf mein Wort, irgendwo in Döbling, in der Nähe des Kuglerparks oder des Wertheimsteinparks, damit die Kinder immer frische Luft haben, ich war direkt drin in dieser anheimelnden Wohnung, die du dem Weib eingerichtet hast, und ich hab so manche Kleinigkeit wiedergefunden, die ich vermisse, und deine Kinder hab ich auch gesehn, richtig, es waren drei, so halbwüchsige Bankerte, widerliche, und sie sind um dich herumgesprungen und haben dich manchmal „Onkel“ genannt und manchmal ganz schamlos „Papa“ und du hast sie ihre Schulaufgaben abgehört und das Kleinste ist auf dir herumgeklettert, denn du warst ein glücklicher Papa, wie er im Buch steht.
pp 53 from Eine blaßblaue Frauenschrift by Franz Werfel

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"Formular her." Seit zwei Wochen bin ich nun schon im Aids-Hilfe-Haus. Ich streiche jeden Tag auf Jakobs Kalender durch. Jeder ausgekreuzte Tag entlässt mich deprimiert und verärgert in den Feierabend. Noch zwölf Kreuze. Der massige Mann reicht mir den Zettel, ich nehme ihn und beginne in meinen Computer zu tippen. Ich stelle eine Frage nach der anderen, notiere die Antworten, so wie ich angewiesen wurde.
"Bitte im Wartezimmer Platz nehmen."
pp 30 from Chucks by Cornelia Travnicek