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Wien wirklich: der Stadtführer - pp 134

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"Endzeitstimmung charakterisiert das Wiener Textilviertel. Seine Geschichte ist auch und vor allem Teil der Geschichte der Wiener Juden."
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  Textilviertel

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Der Fiaker erreichte den Achten Bezirk, Josefstadt genannt, und hielt vor den Toren der Lauzon-Klinik. Der Pförtner, welcher Fischmann gleich erkannte, versagte es sich diskret, einen neugierigen Blick ins Innere des Wagens zu werfen, und beeilte sich, die großen, schmiedeeisernen Torflügel zurückzuschieben. Dann schwankte und holperte der Fiaker über die hundert Meter kopfsteingepflasterter Auffahrt zum Portikus des Hauptgebäudes mit seinen weißen Säulen. Die Lauzon-Klinik, ein stattlicher, vierstöckiger weißer Bau, bot vierzig neurologischen und psychiatrischen Patienten Platz. Dreihundert Jahre zuvor als Stadtpalais des Baron Friedrich Lauzon errichtet, hatte das von einer umlaufenden Mauer umfriedete, zwanzig Morgen Parkland und Obstgärten samt Ställen, Remise und Gesindehäuser umfassende Anwesen noch vor den Toren Wiens gelegen. Hier waren Generation um Generation junger Lauzons gezeugt, großgezogen und zur Wildschweinjagd hinausgeschickt worden. Nach dem Tode des letzten Baron Lauzon bei der Typhusepedemie von 1858 war der Besitz an Baron Wertheim gefallen, einen entfernten, verarmten Kusin, der nur selten seinen Landsitz in Bayern verließ.
Da die Nachlaßverwalter dem Baron bald deutlich gemacht hatten, wie er sich nur dadurch der Last dieses Erbes entledigen könne, indem er es einem wohltätigen Zweck zuführte, hatte Baron Wertheim beschieden, das Haus solle als Hospiz Rekonvaleszenten dienen, und zur einzigen Bedingung gemacht, dass seiner Familie allezeit unentgeltliche Behandlung eingeräumt werden müsse. Eine Stiftung wurde ins Leben gerufen und ein Beirat bestimmt – letzterer ungewöhnlich insofern, als ihm nicht nur mehrere der ersten katholischen Familien Wiens angehörten, sondern auch zwei philantropische jüdische Familien, die Gomperz’ und die Altmanns. Obschon die 1860 eröffnete Klinik vor allem wohlsituierte Patienten aufnahm, wurden sechs der vierzig Betten von der Stiftung unterhalten und mittellosen, aber ordentlichen Patienten zur Verfügung gestellt.
Und eines dieser sechs Betten hatte Breuer, welcher im Beirat die Altmann-Familie vertrat, für Nietzsche requiriert. Breuers Einfluss in der Lauzon-Klinik ging weit über Sitz und Stimme im Beirat hinaus; er war Hausarzt des Spitalleiters und einiger anderer Verwaltungsmitglieder.
Als Breuer und sein neuer Patient eintrafen, wurden sie mit großer Zuvorkommenheit empfangen; man verzichtete auf alle förmlichen Aufnahme- und Anmeldeprozeduren, und der Direktor und die leitende Krankenwärterin führten Arzt und Patient persönlich die unbelegten Zimmer vor.
pp 214-215 from Und Nietzsche weinte by Irvin D. Yalom

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Es gab zahlreiche Tore: […] das Werdertor (Kreuzung Concordiaplatz/Heinrichgasse/Salzgries), das Salztor (Kreuzung Salztorgasse/Salzgries)
pp 203 from Wien – Geschichte einer Stadt – Von den Anfängen bis zur Ersten Türkenbelagerung by Ferdinad Opll, Peter Csendes