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Anna nicht vergessen - pp 199

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Und was war das für eine Stadt, durch die der alte Herr spazierte? In einer Auslage sah man Schokoladenpapier, dessen Farbe von der Sonnenbestrahlung gewechselt hatte. Ein junger Mann trug eine Leiter über die Straße. Hundert Meter weiter, in der Strobachgasse, bot eine Frau der Nachbarin von Fenster zu Fenster ein Kleid zum Geschenk, das durch die letzte Diät zu weit geworden war. Stolz hochgehalten wehte es mit großen Blumen über der Straße.
Herr Gabriel begab sich zum Haus Rüdigergasse 5 und öffnete die Wohnung mit der erwartungsvollen, verschwenderischen Zuneigung eines Menschen, der die Schlüssel gerade erst beim Haustor ausgehändigt bekommen hat.
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Near fragment in time

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Wenn es gar so toll wäre, da drinnen etwas stecken zu haben, dann wäre ich doch auch jedes Mal erregt, wenn ich ein Tampon verwende, sagte Alice. Ich glaube, dass mich dieses Argument allein deshalb überzeugte, weil es mich verblüffte. Es klang unmittelbar logisch. Und ich hatte das noch nie so gesehen. Wir saßen nackt auf meiner Matratze - ich hatte damals in der Lassallestraße noch immer kein Bett, bloß eine Matratze auf dem Boden.
pp 149 from Don Juan de la Mancha by Robert Menasse

Near fragment in space

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Dort, wo die Kettenperückengasse (sic) entspringt, aus der Margaritenstraße (sic) nämlich, dort steht ein zweistöckiges Haus aus dem Biedermeier. Hier starb in Nacht und Nebel der schwermütige Tondichter und Liederschreiber Franz Schubert. 1828, im Vormärz, an den Folgen einer Lustkrankheit. Das Haus ist renoviert, aber verschlafen, es scheint, als läge der Fluch der Unbewohnbarkeit auf dem Gebäude. Nie, aber auch nimmernie hat hier irgendwer aus den Fenstern gesehen. Nicht, dass ich es erinnere. Weil es ein Museum ist, steht das Tor des Gemäuers offen. Es steht offen, aber niemand passiert es. Nicht ein einziger Japaner. Nicht ein einziger Koreaner, und auch der reisende Chinese ist gänzlich uninteressiert. Denn der Japaner, der Koreaner und der reisende Chinese, sie hören Mozart, den süßlichen Lebegott, keinesfalls jedoch Schubert, den kurzgesichtigen Depressivo. Die Bude ist tot. Mausetot.
pp 73-74 from Boboville by Andrea Maria Dusl