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Bis zur Neige - Ein Fall für Berlin und Wien - pp 217-218

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Sie waren noch keine zweihundert Meter gefahren, als Helmut Motzko sich vorbeugte und auf den CD-Player deutete. »Darf ich?« »Klar, zahlt sich aber kaum aus, wir fahren ja nur in die Florianigasse.« »Wie weit ist das denn?« »Im achten Bezirk. Keine zehn Minuten. Wie lange sind Sie denn schon in Wien?« »Knapp zwei Jahre. Viel hab ich noch nicht gesehen.« »Und woher kommen Sie?« »Südburgenland.« »Das hört man aber nicht.« »Ja, meine Eltern haben immer Wert darauf gelegt, schön zu sprechen. Die sind aber auch keine Burgenländer, die sind so Aussteiger, die irgendwann beschlossen haben, einen auf Biobauern zu machen.« »Und dann wird der Sohn Polizist?« »Ja, das fanden sie auch nicht so toll. Ihr Polizistenbild ist nicht unbedingt das vom Freund und Helfer.« »Aber Sie haben’s trotzdem gemacht. Find ich gut.« Helmut Motzko murmelte verlegen etwas aus dem Fenster und drückte auf Play. In Sankt Elisabeth/feiern die Kranken/und in Sankt Rochus/steht schon lang eine Uhr/in Sankt Marx dort droben/stirbt uns ein Bettler/drunten am Heumarkt/lacht eine Hur/die Polizisten/ordnen Verbrecher/und die Verbrecher/ordnen das Geld… »Dass mir das einmal gefällt, hätt ich nicht gedacht.« »Ich kann Ihnen die CD mal brennen.« »Das ist illegal.« »Verraten Sie mich einfach nicht.« In der Florianigasse fanden sie direkt vor der Haustür einen Parkplatz. Anna sah aus dem Fenster auf die gegenüberliegende Straßenseite. »Hier hab ich mal gewohnt.« Motzko fragte aus reiner Höflichkeit: »Wann?« »Ach, das ist schon lange her.« Anna blieb noch einen kurzen Moment sitzen und betrachtete die Fassade des grauen Hauses.
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Er sah die Bilder von sich als Maturant, in Anzug und Masche und Brille und vor dem Bauch gefalteten Händen, deren eine einen schwarzglänzenden Zylinder hielt, von sich als Studienanfänger in der verwirrend großen Stadt Wien, die Universität für Bodenkultur beim schönen Türkenschanzpark, wo es echte Wildenten gab, von den Bars und Kaffeehäusern, die ihm schneller als etwas sonst Zuhause wurden, von Lorenz, dem Unfall mit dem gestohlenen Auto, von Lorenz bildschöner Schwester, deren Name ihm seit einiger Zeit immer wieder halb entfiel, mit der er so lange eine Affaire gehabt hatte, ohne sie doch je zurückzulieben.
pp from Roter Flieder by Reinhard Kaiser-Mühlecker

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Vom Bennoplatz waren es keine fünf Minuten in die Kochgasse. Bronstein wunderte sich. Dieses Grätzl zählte ohne Frage zu den besseren Wohngegenden Wiens. Wie kam es, dass dort auch arme Schlucker wohnten?
Die Antwort gab ihm die Adresse, die ihm die Jedlicka genannt hatte. In dem vornehmen Wohnhaus aus der Jahrhundertwende gab es einen Innenhof, wo sich eine heruntergekommene Werkstatt befand. Vermutlich waren hier einmal Kutschen und später Automobile repariert worden, nun freilich zeugte nichts mehr von der einstigen Geschäftigkeit. Ein unrasierter, müde und ungepflegt wirkender Mann in Flanellhose und weißem Unterhemd saß auf einer leeren Kiste und rauchte eine Zigarette.
pp 94 from Zores by Andreas Pittler