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Bis zur Neige - Ein Fall für Berlin und Wien - pp 471-472

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Wie am Ende eines Falles spürte er eine unendliche Müdigkeit und eine bleierne Melancholie. Er schaute Anna an, um deren Mund sich zwei tiefe Falten gegraben hatten. Sie starrte missmutig und angeekelt auf den schmutzigen Zettel. »Furchtbar. Er ist der Schlimmste von allen.« »Aber ist doch nett von ihm, dass er uns so viel Ermittlungsarbeit erspart hat. Und ansonsten, wir sind doch in Wien: Das Hässliche verdrängen wir, sonst könnten wir sowieso nicht weitermachen. Ist doch unser Prinzip schon seit Jahrzehnten.« »Deins vielleicht.« »Deins auch.« »Ich weiß nicht. Gerade bin ich wieder mal an dem Punkt angekommen, wo ich aufhören will.« »Kannst du doch gar nicht.« »Ich geh aufs Land und werd Winzerin.« »Keine schlechte Idee. Da komm ich mit. Wir übernehmen einfach Bachmüllers Klitsche. Vielleicht schaffen wir’s ja, Arnie Schwarzenegger als Werbeträger zu gewinnen, der hat ja bald viel Zeit.« Sie lachten, und Bernhardt gab sich einen Ruck. »Aber bevor wir aufs Land fahren, ärgern wir noch einmal den netten Portier vom Hotel Regina.« »Ich bin sicher, der hat das letzte Zimmer gerade vergeben.«
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  Hotel Regina

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Leo Zelman beschrieb das Verhalten der österreichischen Bevölkerung gegenüber ihm als Juden pragmatisch anhand zweier Sequenzen: einer Begegnung mit dem Onkel einer Bekannten, in deren Haus er zum Essen eingeladen war.
„ […] hab ich kennen gelernt eine richtige = [lacht] Lotte, hat sie geheißen. Mädchen, dass ich mich dran erinnere. Und ihre Mutter ist zu mal gekommen und hat gesagt, Ich hab von Ihnen gehört, kommen Sie doch mal zu Weihnachten. Nach Hause zu uns in die Herrengasse. Und ich hab schon damals gewohnt am Schotten=, nicht am Schottenring, sondern am Rudolfsplatz Und ich bin dort hingekommen, natürlich auch ein Care-Paket mitgenommen, und dort konnte= der hat nicht mehr gelebt, er ist gefallen, und der Onkel ist gekommen. Und der Onkel hat schon getrunken war eines= das hat mich damals so angeekelt, seit damals trink ich keinen Wein. Und dreht sich um „Von wo bist du?“, sag ich „Ich bin von Lodz“. Wahrscheinlich hat er geglaubt, dass ich ein Volksdeutscher bin, ich hab schon ein bisschen deutsch gesprochen. Sagt er [laut am Anfang], „Na, in Lodz haben‘s wir den Juden dort gezeigt!“[laut Ende] Ich bin so blass geworden, so erschocken worden, es war ein kalter Winder, von der Herrengasse bis am Rudolfsplatz gelaufen ohne Mantel, ist mir nachgelaufen, äh, die - Lotte ist mir nachgelaufen mit dem Mantel ich bin, äh, ohne Mantel weggerannt aber ganz 0 äh […?] ich war ganz nervenschwach, hab nicht schlafen können.
pp 122 from Rückkehr in die Außenwelt: Öffentliche Anerkennung und Selbstbilder von KZ-Überlebenden in Österreich by Melanie Dejnega

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In der Berggasse war - treffenderweise- nicht nur das Haus von Sigmund Freud, sondern auch das Wiener Rauschgiftdezernat. Schwarz dachte kurz nach, ob Franz eigentlich genau wusste, wer Sigismund Schlomo Freud wirklich gewesen war, verwarf die Idee aber sofort wieder.
pp 129 from Eine schöne Schweinerei by André Igler