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Ohnmachtspiele - pp 136

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Er ging zu Fuß zur Schottenbastei, wo die juristische Fakultät untergebracht war. Auf das Betreten des Gebäudes, als ihm die ersten Studenten begegneten, reagierte sein Körper mit den Gefühlen, die ihm noch aus seiner eigenen Studienzeit in Innsbruck vertraut waren: ein Widerwille, ein Sich-fehl-am-Platz-Fühlen angesichts der vielen uniform gekleideten jungen Menschen, die schon in den ersten Semestern am Selbstvertrauen erfolgreicher Anwälte arbeiteten.
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Und sie haben dich nichts gefragt?
Nichts, gar nichts. Wahrscheinlich war ich ihnen zu klein. Wenn ich dreizehn, vierzehn Jahre gewesen wäre, hätte sich mich wahrscheinlich schon etwas gefragt.
Die Gestapo-Männder waren Wiener. Auch viele Deutsche waren da, aber das waren Wiener. Wie halt eine Hausdurchsuchung vor sich geht, haben sie alle Sachen herausgeschmissen, aber sie waren nicht auffallend brutal. Sie haben ihn einfach genommen und sind gegangen
Sie haben also auch nicht zugeschlagen?
Nein. Das ist dann erst am Morzinplatz gekommen. Nach der Verhaftung haben wir ja nicht gewusst wo er ist. Kein Lebenszeichen, nichts. Meine Mutter ist immer wieder auf die Gestapo am Morzinplatz gegangen: keine Auskunft. Als sie wieder einmal bei der Gestapo war, wurde ein Häftling aus einem Verhörzimmer geschleift – ohnmächtig und blutverströmt. Ob es ein Bekannter war, hat sie nicht gewusst, so entstellt war er.
pp 42-43 from Der Kopf meines Vaters: Wien von der NS-Zeit bis zur Gegenwart - Eine Zeitzeugin erzählt by Luis Stabbauer

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Das Polizeipräsidium, am Ring, imposantes Gebäude, innen, außen, eine Wabe nach der anderen, ein Summen, Surren, durch Gänge, Hallen, es geht über Stock und Stein. Ich könnte die Augen schließen, etwas später, wenn es dämmert, vielleicht wenn der Strom ausfällt, blind durch das Gebäude laufen, wenn mir keiner mehr folgend kann (nur fliegen ist schöner).
pp 59 from stillborn by Michael Stavarič