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Die große Hitze, oder die Errettung Österreichs durch den Legationsrat Dr. Tuzzi - pp 14-15

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In den Nischen des mächtigen Architekturtunnels zwischen Neuer und Alter Hofburg haben sich muschel- oder seeigelartig allerlei kleine Geschäfte eingenistet, unter dem Wasserspiegel der Geschichte sozusagen; in der dortigen Tabaktrafik kaufte der Legationsrat seine tägliche Zigarettenration ein, zwanzig Memphis und zwanzig Gitanes, die er abwechselnd rauchte, zwischen der faden Milde eines leidlich sauberen Orienttabaks und afrikanischer Schärfe hin- und herwechselnd, was jedem Zigarettenraucher einen Einblick in die keineswegs spannungsfreie Seele dieses Mannes gestattet.
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  Hofburg

Near fragment in time

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Eine Stunde nach meiner Ankunft sitze ich in einem Audienzsaal des Bundeskanzleramtes.
[…]
An salutierenden Wachen vorbei sind wir in den Hof des Gebäudes am Ballhausplatz gefahren. Ich habe es nie zuvor betreten, aber in meinen Gedanken ist es mit dem Dollfuß-Mord verknüpft, der sich, wie in einem elisabethanischen Drama, in allen Räumen dieses Hauses vollzogen hat, in Vorzimmer und Beratungssälen, auf der Treppe und in Korridoren. Von einem Hoffenster aus proklamierte der Minister Rintelen das neue Regime ein wenig voreilig, denn es sollte noch vier Jahre auf sich warten lassen. So wenig Liebe ich auch für Dollfuß empfand, sein unwürdiger Tod ist mir immer rührend und beklagenswert erschienen. Auf seiner Bahre sah er aus wie ein hilflose, irregeleiteter Ministrant.
pp 2-27 from Rückkehr nach Wien by Hilde Spiel

Near fragment in space

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Dort war die Hofburg, da das Burgtor. Dahinter säumten Bäume die Ringstraße. Rechts ragte ein Denkmal auf. Zwei Basilisken. Kopf an Kopf, Knie an Knie, kämpften und drückten. Aber es sah auch aus, als stützten sie einander.
In der Mitte des Platzes sein Bett. Er fühlte sich wie in einer Filmkulisse. Sogar der Himmel wirkte unecht. In diesem orangenen Halblicht schien alles zwei Seiten zu haben. Die Bäume, die Gitter an den Toren, die Hofburg selbst, alles war natürlich und echt und zugleich von erbarmungsloser Glattheit.
pp 380- from Die Arbeit der Nacht by Thomas Glavinic