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Don Juan de la Mancha - pp 143

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Sie kamen in Massen. Was damals eine Masse war. Vierzehn Studentinnen und Studenten fanden sich am folgenden Dienstag im Bettauerzimmer ein. In der Mehrzahl Frauen. Die lustigen Weiber von Wien.
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Wenn sie vom vielen Reden einen trockenen Mund bekommen hat oder das Niveau des Gesprächs so tief gesunken ist, daß sie nichts mehr beisteuern will, macht sie sich davon, geht in die Stadt für ein paar Gänge, die zu erledigen sind, oder zum Shoppen.
Warum sie vorgestern während eines dieser unerlaubten Ausflüge versucht hat, eine Schneekugel mitgehen zu lassen, in einer großen, hauptsächlich von Touristen frequentierten Trafik am Michaelerplatz, ist nicht ganz klar; ob für sich oder fürs Büro oder für Mick (am ehesten für Mick oder: um sich dem Augenblick, in dem die Temperaturen fallen, näher zu fühlen). Ebenfalls nicht ganz klar ist, warum sie sich hat erwischen lassen, idiotischerweise, ausgerechnet wärhend der Dienstzeit.
pp 206-207 from Anna nicht vergessen by Arno Geiger

Near fragment in space

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Ein Automobil mit Herrn Habietnik, einem sozialdemokratischen Nationalrat und einem bekehrten Gemeinderat fuhr vor und die Herren teilten Leo mit, daß er unbedingt mit ihnen zum Rathause fahren müsse, um sich der dort versammelten Menschenmenge zu zeigen und eine Ansprache des Bürgermeisters zu erdulden.
Sträuben nützte nichts, Leo mußte mit, aber Lotte, die die Garantie dafür übernahm, daß sie rechtzeitig zum Abendessen zurück sein würden, fuhr mit ihm.
Bis zum Schottentor verlief die Fahrt ganz glatt, dann stellte sich ein Hindernis ein. Die Menschenmassen standen hier so dicht aneinandergedrängt, daß das Auto nicht vorwärts kam. Worauf sich der Gemeinderat hinausbeugte und in bester Absicht, wenn auch mit wenig Zartgefühl den Leuten zuschrie:
»Laßt's uns durch! Der Herr Leo Strakosch, der erste Jud, der wieder in Wien ist, muß zum Rathaus!«
Diese Worte waren das Signal zu einem stürmischen Jubelschrei, und das Auto konnte zwar nicht durch, sondern mußte hier mit Lotte warten, aber Leo saß auch schon auf den Schultern zweier handfester Männer und wurde unter dem Jauchzen und Johlen und Hurra-Geschrei der Massen zum Rathaus getragen.
Das schöne Rathaus war wieder illuminiert, sah wieder wie eine brennende Fackel aus und mühsam nur konnten sich die Männer mit Leo auf den Schultern Bahn machen. Fanfarenklänge, Trompetentöne, der Bürgermeister von Wien, Herr Karl Maria Laberl, betrat den Balkon, streckte segnend seine Arme aus und hielt eine zündende Ansprache, die mit den Worten begann:
»Mein lieber Jude!- - «
pp 139-140 from Die Stadt ohne Juden by Hugo Bettauer