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Die Arbeit der Nacht - pp 27-

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Das letztemal hatte er den Tiergarten Schönbrunn anläßlich eines Betriebsausfluges besucht. Es war recht fröhlich zugegangen. Viele Jahre lag das zurück. Er konnte sich nur noch vage an schmutzige Käfige erinnern und an ein Café, in dem sie nicht bedient worden waren. In der Zwischenzeit hatte sich viel verändert. In den Zeitungen las man, Schönbrunn sei der schönste Zoo Europas. Jährlich kam eine neue Sensation hinzu. Zwei Koalas etwa oder andere rare Tiere, die alle Wiener, die ein Kind im begeisterungsfähigen Alter hatten, zwangen, in den Tierpark zu pilgern.
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Near fragment in time

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Er sah die Bilder von sich als Maturant, in Anzug und Masche und Brille und vor dem Bauch gefalteten Händen, deren eine einen schwarzglänzenden Zylinder hielt, von sich als Studienanfänger in der verwirrend großen Stadt Wien, die Universität für Bodenkultur beim schönen Türkenschanzpark, wo es echte Wildenten gab, von den Bars und Kaffeehäusern, die ihm schneller als etwas sonst Zuhause wurden, von Lorenz, dem Unfall mit dem gestohlenen Auto, von Lorenz bildschöner Schwester, deren Name ihm seit einiger Zeit immer wieder halb entfiel, mit der er so lange eine Affaire gehabt hatte, ohne sie doch je zurückzulieben.
pp from Roter Flieder by Reinhard Kaiser-Mühlecker

Near fragment in space

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Am Ende der Allee, dort, wo sie in ein Rondeau mündete, blieben die beiden Frauen stehen. Vor ihnen, umgeben von Bänken, lag ein kleines rundes Wasserbecken, aus dessen Mitte eine steinerne fischgeschwänzte Frau sich hob. Sie ruhte auf einem Delphin; und ihren reifen, überquellenden Leib leicht nach vorne neigend, den Kopf zurückgebeugt, schien sie mit erhobener Hand ihre Augen zu beschatten - vor einer Sonne, die nicht am Himmel stand.
Die beiden Frauen traten an den Rand des Beckens. Die eine neigte sich und sah hinab. "Das Wasser ist leer, Mutter", sagte sie. Scharf umrissen zeichnete sich ihre schmächtige dunkle Gestalt auf dem grauen Hintergrund der steinernen Gruppe. Vor der lebenerfüllten reichentfalteten Nacktheit der Frau auf dem Delphin, schienen die überschlanken Glieder des jungen Mädchens, wie aus Scham über ihre eigene Dürftigkeit, ängstlich sich in den schwarzen Stoff zu hüllen.
pp 96 from Der Tod Georgs by Richard Beer-Hofmann