Arrows_down
Arrows_up
« Back to Der Tod Georgs

Der Tod Georgs - pp 96

Quote
Am Ende der Allee, dort, wo sie in ein Rondeau mündete, blieben die beiden Frauen stehen. Vor ihnen, umgeben von Bänken, lag ein kleines rundes Wasserbecken, aus dessen Mitte eine steinerne fischgeschwänzte Frau sich hob. Sie ruhte auf einem Delphin; und ihren reifen, überquellenden Leib leicht nach vorne neigend, den Kopf zurückgebeugt, schien sie mit erhobener Hand ihre Augen zu beschatten - vor einer Sonne, die nicht am Himmel stand.
Die beiden Frauen traten an den Rand des Beckens. Die eine neigte sich und sah hinab. "Das Wasser ist leer, Mutter", sagte sie. Scharf umrissen zeichnete sich ihre schmächtige dunkle Gestalt auf dem grauen Hintergrund der steinernen Gruppe. Vor der lebenerfüllten reichentfalteten Nacktheit der Frau auf dem Delphin, schienen die überschlanken Glieder des jungen Mädchens, wie aus Scham über ihre eigene Dürftigkeit, ängstlich sich in den schwarzen Stoff zu hüllen.
  Der Tod Georgs
  96
  96
  No
  Yes
  Yes
  No
  (none)

Near fragment in time

Quote
Der Sommerhaidenweg lief in den Wald, und Georg nahm den breiten Villenweg, der an dieser
Stelle das Tal durchquerend nach abwärts bog. In wenigen Minuten befand er sich auf der
Straße, an deren Ende waldesnah, neben bescheidenen, gelben Parterrehäuschen, nur durch
die Balkonmansarde mit dem dreieckigen Holzgiebel über jene erhöht, die kleine Villa stand, in
der Anna wohnte. Er durchschritt das Vorgärtchen, wo inmitten des Rasens zwischen Blumen -beeten, auf viereckigem Postament, der kleine blaue Tonengel ihn grüßte; den schmalen Gang,
neben dem die Küche lag, das kahle Mittelzimmer, auf dessen Boden durch die schadhaften
grünen Jalousien Sonnenlinien hinspielten, und trat auf die Veranda. Er wandte sich nach links
und warf einen Blick durchs offne Fenster in Annas Zimmer, das er leer fand. Nun ging er im
Garten längs der Fliederbüsche und Johannisbeerstauden nach aufwärts, und schon von
weitem sah er Anna unter dem Birnbaum auf der weißen Bank sitzen, in ihrem weiten blauen
Kleide. Sie sah ihn nicht kommen, schien ganz in Gedanken versunken. Er näherte sich
langsam. Noch immer blickte sie nicht auf. Er liebte sie sehr in solchen Augenblicken, da sie
sich unbeobachtet wähnte und auf ihrer klaren Stirn unbeirrt die Gütigkeit und der Friede ihres
Wesens ruhten. Sonnenkringel zitterten auf dem Kies zu ihren Füßen. Ihr gegenüber, auf dem
Rasen, lag schlafend die fremde Bernhardinerhündin. Das Tier war es, das, erwachend, Georgs
Kommen zuerst bemerkte. Es erhob sich, und schwerfällig trappelte es Georg entgegen. Jetzt
sah Anna auf, und ein beglücktes Lächeln schwebte über ihre Züge. Warum bin ich so selten
da, fuhr es Georg durch den Sinn. Warum wohn ich nicht heraußen und arbeite oben auf dem
Balkon unter dem Giebel, wo man die hübsche Aussicht auf den Sommerhaidenweg hat? Die
Stirne war ihm feucht geworden, so heiß brannte noch immer die Spätnachmittagssonne.
pp 137 from Der Weg ins Freie by Arthur - Schnitzler

Near fragment in space

Quote
Der Lemming tritt hinter den Alten und schiebt ihn behutsam aus dem Palmenhaus. Minutenlang ist nur das Knirschen der Kiesel unter den Rädern zu hören, dann ein flüchtiger Windstoß, der ein fernes Brüllen und Kreischen herüberträgt – die Geräusche der Tiere aus dem benachbarten Schönbrunner Zoo. Der Lemming steuert weg davon, nimmt einen anderen Weg.
pp 173 from Der Fall des Lemming by Stefan Slupetzky