Arrows_down
Arrows_up
« Back to Das Vaterspiel

Das Vaterspiel - pp 185-186

Quote
Bevor ich am Montag gegen Mittag mit Eimer und Walzgitter zu Mimi fuhr, kaufte ich mehrere Abdeckplanen. Vor dem Haus in der Mondscheingasse nahm ich die Serviette aus der Tasche und vergewisserte mich, dass ich richtig war. Alle Namensschilder waren mit Schreibmaschine getippt, nur der Name Safranski war mit Kugelschreiber auf eine Klebeetikette geschrieben. Ich klingelte, aber es öffnete niemand. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass niemand zu Hause war. Vermutlich funktionierte die Klingel nicht. Leider hatte ich keine Telefonnummer. Ich stellte den Eimer auf der gegenüberliegenden Straßenseite ab und wartete, dass Mimi oder die Freundin, die vermutlich Brigitte Safranski hieß, herabschaute und mich bemerkte. Bald taten mir die Füße weh. So setzte ich mich auf die Planen und lehnte mich an die Hauswand. Ich schaute zu Fensterreihen hoch, wusste aber nicht, in welchem Stock ich suchen sollte. Am ehesten kamen der erste und der vierte Stock in Frage, weil es dort ein paar Fenster ohne Vorhänge gab. Die beiden Frauen waren vielleicht ahnungslos. Sie hatten nicht mitgekriegt, dass ihre Klingel nicht funktionierte. Sie schauten auf die Uhr. Mimi sagte: Da hat wieder einer den Mund zu voll genommen, und ich habe es ihm tatsächlich geglaubt. Irgendwann würde eine von ihnen aus dem Fenster schauen. Und dann: Oh, Gott, da ist er ja. Hast du ihn läuten gehört?
Hunde bleiben stehen und schnüffelten an mir. Sie wurden von den Herrchen und Frauchen weitergezogen. Die Hundebesitzer drehten sich um und schauten zurück, mit düsteren Blicken, als ob sie mich dafür strafen, dass ich es wagte, ihren Hunden im Wege zu sitzen. Ich erhob mich und ging am Gehsteig auf und ab. Es machte wenig Sinn, hier weiter zu warten. Ich sollte zu einer Telfonzelle gehen und im Telefonbuch nachsehen, ob die Nummer einer Brigitte Safranski in der Mondscheingasse eingetragen ist. Ich könnte natürlich auch unter Mimi Madonick und Mimi Kralikauskas nachsehen. Vielleicht hatte sie den Termin einfach vergessen. Oder es war ihr etwas dazwischengekommen, und sie konnte mich nicht verständigen, weil wir eine Geheimnummer hatten. Von der Seite der Neubaugasse sah ich eine mir nicht unbekannte Gestalt mit einem Einkaufskorb kommen. Es war die Frau mit dem Katzenbuckel, die in den Vorlesungen oft neben Mimi saß. Ich stand auf und überquerte die Straße. Sie nahm einen Schlüssel aus dem Korb, dann bemerkte sie mich.
  Das Vaterspiel
  185
  186
  No
  Yes
  No
  No
  (none)
  Mondscheingasse

Near fragment in time

Quote
Diese vielen ekelhaften Menschen, Menschen, nun, diese vielen ekelhaften Erscheinungen im damit vollgestopften Autobus 74 A, die Landstraßer Hauptstraße hinauf oder hinunter, welche Qual, ihnen mehrmals täglich ausgesetzt zu sein, ihnen und ihren mitgeführten, mit sich getragenen Schicksalen, Lebensgestaltungen, Alltagsbewältigungen, Kinderwagen, Krücken; Inländer, Ausländer, Wiener, Asiaten, gleichviel, nein, gleichviel nicht, die Wiener, die 'Hiesigen', sind allemal scheußlicher, Paare vor allem, alte und ältere, verstunkene Wiener Ehepaare, wie sie hereinzittern 'in den Autobus', wie sie hinauszittern 'aus dem Autobus', dem Autobus 74 A, fürsorglich um einander bemüht und eben deshalb einander abrundtief gram, wie ich sie hasse!
pp 51 from Kalte Herberge by Werner Kofler

Near fragment in space

Quote
"[...] in der LINDE war ich mit Ivan essen, am Kohlmarkt habe ich mit Ivan Espresso getrunken, am Kärtnerring arbeitet Ivan [...] ich möchte abends einmal mit Ivan vom Cobenzl auf die Stadt hinuntersehen oder vom Hochhaus in der Herrengasse."
pp 85-86 from Malina by Ingeborg Bachmann