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Die Arbeit der Nacht - pp 76-

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Nachdem er die Kirche durchsucht hatte und sicher sein konnte, keine Gesellschaft zu haben, widmete er seine Aufmerksamkeit dem Altar der Jungfrau Maria. In Not Geratene richteten ihre Fürbitten meist an sie. Hier steckten die meisten abgebrannten Kerzenstümpfe, hier hatte er früher Dutzende einander fremde Menschen Seite an Seite beten gesehen, Rosenkränze zwirbelnd, die Lippen auf Heiligenbilder pressend, weinend. Von diesem Anblick war ihm unwohl geworden. Er hatte sich kaum auszumalen gewagt, welche Schicksalsschläge die armen Leute hierhergeführt hatten. Vor allem die weinenden jungen Männer verstörten ihn. [...] Ihn quälte es, ihnen nahe zu sein, und dennoch mußte er sich zusammennehmen, nicht zu einem von ihnen hinzutreten und ihm über den gesenkten Kopf zu streichen. War einer ihrer Lieben krank? Hatte jemand sie verlassen? War jemand gestorben? Waren womöglich sie selbst todgeweiht? Hier saß das Leiden, und ringsum schlichen japanische und italienische Touristen und blitzen mit ihren Fotoapparaten, so hatte er es empfunden.
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  Stephansdom

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Rund um das Riesenrad drängten sich nach wie vor hunderte Schulustige, obwohl es nicht mehr viel zu sehen gab. Die Wachmänner hatten alle Hände voll zu tun, die Menge vom Tatort fernzuhalten. Es kam nicht nur zu heftigen Wortwechseln zwischen Polizei und Gaffern, sondern auch zu kleineren Rangeleien.
Gustav machte einen Bogen um das abgesperrte Gelände und spazierte hinüber zum "Englischen Reiter", da diese Gaststätte einst Freddys Stammlokal gewesen war.
Es war unerträglich schwül. Als er sich bei einem Limonadenhändler eine Erfrischung kaufte und seine Geldbörse gerade zurück in seine Hosentasche stecken wollte, spürte er eine Hand an seiner Hüfte. Der Wurstelprater war ein Dorado für Taschlzieher. Bltzschnell drehte er sich um und packte die Hand des Diebes. Ließ sie aber augenblicklich wieder los, als er in das lachende Gesicht des berühmtesten österreichischen Jockeys blicke.
pp 78 from Der Tod fährt Riesenrad by Edith Kneifl

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An dieser Stelle sollte man noch ein paar Worte verlieren über den Wind. Der Wind, der in kalten Nächten am Gürtel und auch an der Zweierlinie und am Donaukanal - hier ist pfeifen kein angebrachter Ausdruck, und wehen klingt viel zu niedlich, und toben würde es auch nicht treffen: Der Wind fährt einem unter Jacke, Pullover, Hemd, da kann man noch so warm angezogen sein, der ist ganz schön übergriffig. Er schneidet einen in die Haut, in die nackte Haut, und wenn man sich nicht einen dicken Mantel aus Bier oder Schnaps umhängt, der das Einzige ist, was einen vor diesem Wind schützen kann, ist er schlicht und einfach nicht auszuhalten.
pp 111 from Verlass die Stadt by Christina Maria Landerl