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Gegen einsam - pp 191
Mein Nachbar lutscht an einer Lakritzstange. Soweit ich den Überblick behalten habe, ist es die dritte, seit die Boeing 737 die Startbahn in Wien Schwechat verlassen hat. Mir hat die Reisebegleiterin geraten, beim Steigen und Sinken des Fliegers Kaugummi zu kauen. Kurz vor Abflug, auf den Bildschirmen blinkte "boarding" neben unserer Destination, bin ich in den Supermarkt der untersten Ebene des Flughafens gelaufen.
Near fragment in time
"Martin, wir fahren nach Simmering. Nimm dir den Ordner mit. Das wird deine Nachtlektüre. [...]" Obwohl der Abendverkehr voll eingesetzt hatte, kamen sie zügig voran. Fünf Minuten vor halb sechs parkten Martin Schilling und Marc Vanhagen ihre Autos vor der Obduktionseinheit. "Es ist ein Skandal, Marc", ätzte Martin. "Die Millionenstadt Wien stellt Container am Zentralfriedhof auf, um Leichen zu obduzieren. Andere Städte haben modernste gerichtsmedizinische Institute, Wien hat Container." "Ja, ja, die lieben Politiker", stimmte Marc ein. "Da haben wir in der Sensengasse die besten Gerichtsmediziner, dann lassen die hohen Herren das Gebäude derart verwahrlosen, dass es die Baubehörde schließen muss.
pp 61 from Canard Saigon by
Near fragment in space
Das Schwechater Flugfeld ist von Kratern durchlöchert, seine Rollbahn mit Schneeschlamm bedeckt, aber unser Pilot geht mit einer Eleganz zu Boden, die ich bereits zu schätzen weiß. Ich steige aus, nicht sonderlich bewegt von der Berührung mit der Heimaterde: ein Streifen Zement erweckt keinerlei Sentimentalität. Die meisten Gebäude ringsum sind von Bomben zerstört. Nur eine Halle steht noch, in der wir die Kontrolle hinter uns bringen, nebenan eine zugige Hütte, die als Kantine dient.
pp 21-22 from Rückkehr nach Wien by