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Canard Saigon - pp 31

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Als sie in die Lieblgasse einbog, ballte sie unwillkürlich die Faust ihrer rechten Hand um den Trageriemen ihrer weißen Ledertasche. Die Straße war um diese Zeit, 15 Minuten nach zehn Uhr abends, nicht sehr belebt. Vor einem halben Jahr hatten sie hier einige Skinheads angepöbelt. Der Vorfall war glimpflich ausgegangen, aber seither hatte sie ein ungutes Gefühl, wenn sie nachts diese Straße entlanglief. Sie wechselte die Straßenseite und lächelte unwillkürlich, als sie ihre eigenen Schritte hörte. Die neuen weißen Schuhe waren noch nicht eingelaufen. Die hohen Absätze klapperten hörbar auf dem harten Untergrund. An der nächsten Straßenecke bog sie links in die Puchgasse ein. Seit hier im September eine neue Polizeiinspektion eröffnet worden war, fühlte sie sich auf diesem Weg sicherer. Ihr neuer Heimweg führte über die Puchgasse, rechts in die Maculangasse und quer über die Tillmanngasse. So erreichte sie die Rückseite ihres Wohnblocks. Die Puchgasse, die durch ein Gewerbegebiet ohne Wohnhäuser verlief, war menschenleer, als sie an der hell erleuchteten Polizeiinspektion vorbeiging.
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Vor dem Hauptportal des Zentralfriedhofs steige ich aus. Er öffnet seine Tore um sieben Uhr. Ich blicke auf mein Handgelenk. Noch fünfzehn Minuten. Ich lehne mich an einen steinernen Pfosten. Beobachte eine Nebelkrähe, die eine Walnuss aus einigen Metern Höhe auf die Straße fallen lässt. Die Schale der Nuss bricht auf. Eine Rabenkrähe lässt sich von der Friedhofsmauer gleiten. Greift den Kern mit ihren Krallen. Verschwindet mit dem Diebesgut. Mit der nächsten Walnuss fliegt die Nebelkrähe nicht so hoch. Sie muss sie fünfmal auf den Asphalt fallen lassen, bis ihre Schale zerspringt.
Der Zentralfriedhof ist der größte Friedhof Europas, vielleicht sogar der Welt. Es kommt darauf an, ob man ihn nach seiner Fläche oder nach den auf ihm begrabenen Toten beurteilt. Auf einer Tafel in der Nähe des Haupteinganges lese ich, dass er über zwei Komma fünf Millionen Quadratmeter misst. Drei Millionen Menschen hätten hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Das Gelände ist Lebensraum für viele Tiere. Auf dem Dach der Boromäus-Kirche brüten Turmfalken. Mit ein wenig Geduld und zur rechten Uhrzeit könne man Waldkäuze beobachten, die im Unterholz nach Mäusen und Feldhamstern jagen, die gerne von den Blumenkränzen naschen.
pp 97-98 from Gegen einsam by Daniela Meisel

Near fragment in space

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Die abendliche Frühlingssonne breitete einen goldenen Teppich über den Mosesbrunnen. Der Franziskanerplatz zeigte sich von seiner schönsten Seite. Der angenehmen Temperaturen wegen hatte das Personal des Kleinen Cafes einige Tische ins Freie gestellt. An einem dieser Tische saß Marc Vanhagen mit seinem Gast. Links ragte ein Teil des Franziskanerklosters in ihr Sichtfeld, dessen Renaissancefassade italienisches Flair nach Wien brachte. An das Kloster schmiegte sich das wahre Prunkstück des Platzes. Die Franziskanerkirche dominierte mit ihrer für einen Sakralbau schmalen, bläulich grauen Fassade das herrliche Ambiente.
pp 499 from Canard Saigon by Harald Friesenhahn