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Herzlos - pp 35

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Er fand es großartig, ehe er in orkanartigen Husten ausbrach. Wie der Erfolgsautor der "Elementarteilchen", den ich im Rabenhoftheater bei einer Lesung erlebt hatte, hatte dieser Patient einen unverkennbaren Modus zu rauchen. Und wie jener hatte er die Zigarette zwischen Mittel- und Ringfinger gepresst, so dass dem Glimmstängel, wäre es ein Mensch gewesen, gewiss die Luft weggeblieben wäre. Houllebecq hatte seine Nikotinsucht, seinen schweren Alkoholismus sowie pathologischen Sexismus durch eine konservativ gekleidete Dolmetscherin pluralistisch, nihilistisch und obszön von der Rabenhof-Bühne aus verkündet.
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Ich habe Frau Grlovic nie wieder gesehen. Es gab kein Gespräch mit ihr, jedenfalls nicht in unserem Haus. Viel-leicht hat mein Vater sie telefonisch entlassen, oder sie ist von selbst nicht mehr erschienen. Andere Medien griffen das Thema auf. Der Anlass war die Schwarzarbeit, aber der Schwerpunkt der Berichte verlagerte sich immer mehr auf die Einkommensverhältnisse meines Vaters. Ich las die Zeitungen im Café Maximilian. Als ich jedoch die Maoisten-gruppe die Universitätsstraße überqueren sah, ließ ich mei-ne Melange stehen und flüchtete auf die Toilette. Nach einer Weile kam ich heraus und ging, ohne links oder rechts zu schauen, direkt auf den Oberkellner zu, um zu zahlen. Ich setzte meine Lektüre im Café Eiles fort. In den Zeitun-gen waren alle Aufsichtratsposten aufgelistet, die mein Vater innehatte, und daneben standen die Beträge, die er angeblich dafür bekam. Eine Zeitung hatte recherchiert, wie oft er an welchen Sitzungen teilgenommen hatte. Wie-terhin erfuhr ich, dass ihm nicht nur sein Ministerbüro, sondern angeblich noch zwei zusätzliche Büros zur Verfü-gung standen, eines in der Zentrale der verstaatlichten In-dustrie und eines in der Direktionsetage einer Bank. Ich hatte gewusst, dass er an vielen Aufsichtsratssitzungen teil-nahm, aber ich hatte von den Details seiner Nebenge-schäfte und von seinen zusätzlichen Einkommen keine Ah-nung gehabt. Mehrere Tage hintereinander war mein Vater in den Fernsehnachrichten zu sehen, es ging immer um dieselben Themen. Er versuchte sich zu verteidigen. Als das Arbeitsverhältnis von Frau Grlovic begann, sei es noch unter die Geringfügigkeitsgrenze gefallen, und es habe gar keinen Grund gegeben, sie anzumelden. Er sei so mit seiner Arbeit beschäftigt gewesen, dass es ihm völlig entgangen sei, dass sie nun öfter in unser Haus komme.
pp 260-261 from Das Vaterspiel by Josef Haslinger

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Modena-Park-Gegend oder „Viertel“ (in Wien III.), heute alles versaut. Man baut. Man macht Garagen. Immer ist wieder was nötig, bis alles total verdreckt ist. Das kommt von den Tätigen her. Und wenn nicht Jeder tätig wär', verfaulte und versumpfte alles. Die Tätigkeit ist unser aller heilloses Heil, das einzig mögliche. Dabei großenteils glatter Unsinn. Die Tätigkeit kann man nur beherrschen, wenn sie kein Mittel der Flucht vor der Apperception ist. Wird sie aber ein solches Mittel, so wird sie zum dahinrasenden Vehikel, und wir werden zuletzt unfähig sein, es zu steuern und diesem ganzen Unfug überhaupt zu steuern.
pp 241 from Repertorium: ein Begreifbuch von höheren und niederen Lebens-Sachen by Heimito von Doderer