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Nazi Hunter: The Wiesenthal File - pp 1895

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Simon Wiesenthal’s office when I first met him in 1974 was on the Rudolfsplatz an undistinguished inner-city square surrounding an unappetizing playground which never seemed to hae an children in it. Rudolfsplatz Number 7 was a drab postwar apartment house in which Wiensthal had maintained an office for a decade.
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  Rudolfsplatz 7

Near fragment in time

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Bevor ich am Montag gegen Mittag mit Eimer und Walzgitter zu Mimi fuhr, kaufte ich mehrere Abdeckplanen. Vor dem Haus in der Mondscheingasse nahm ich die Serviette aus der Tasche und vergewisserte mich, dass ich richtig war. Alle Namensschilder waren mit Schreibmaschine getippt, nur der Name Safranski war mit Kugelschreiber auf eine Klebeetikette geschrieben. Ich klingelte, aber es öffnete niemand. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass niemand zu Hause war. Vermutlich funktionierte die Klingel nicht. Leider hatte ich keine Telefonnummer. Ich stellte den Eimer auf der gegenüberliegenden Straßenseite ab und wartete, dass Mimi oder die Freundin, die vermutlich Brigitte Safranski hieß, herabschaute und mich bemerkte. Bald taten mir die Füße weh. So setzte ich mich auf die Planen und lehnte mich an die Hauswand. Ich schaute zu Fensterreihen hoch, wusste aber nicht, in welchem Stock ich suchen sollte. Am ehesten kamen der erste und der vierte Stock in Frage, weil es dort ein paar Fenster ohne Vorhänge gab. Die beiden Frauen waren vielleicht ahnungslos. Sie hatten nicht mitgekriegt, dass ihre Klingel nicht funktionierte. Sie schauten auf die Uhr. Mimi sagte: Da hat wieder einer den Mund zu voll genommen, und ich habe es ihm tatsächlich geglaubt. Irgendwann würde eine von ihnen aus dem Fenster schauen. Und dann: Oh, Gott, da ist er ja. Hast du ihn läuten gehört?
Hunde bleiben stehen und schnüffelten an mir. Sie wurden von den Herrchen und Frauchen weitergezogen. Die Hundebesitzer drehten sich um und schauten zurück, mit düsteren Blicken, als ob sie mich dafür strafen, dass ich es wagte, ihren Hunden im Wege zu sitzen. Ich erhob mich und ging am Gehsteig auf und ab. Es machte wenig Sinn, hier weiter zu warten. Ich sollte zu einer Telfonzelle gehen und im Telefonbuch nachsehen, ob die Nummer einer Brigitte Safranski in der Mondscheingasse eingetragen ist. Ich könnte natürlich auch unter Mimi Madonick und Mimi Kralikauskas nachsehen. Vielleicht hatte sie den Termin einfach vergessen. Oder es war ihr etwas dazwischengekommen, und sie konnte mich nicht verständigen, weil wir eine Geheimnummer hatten. Von der Seite der Neubaugasse sah ich eine mir nicht unbekannte Gestalt mit einem Einkaufskorb kommen. Es war die Frau mit dem Katzenbuckel, die in den Vorlesungen oft neben Mimi saß. Ich stand auf und überquerte die Straße. Sie nahm einen Schlüssel aus dem Korb, dann bemerkte sie mich.
pp 185-186 from Das Vaterspiel by Josef Haslinger

Near fragment in space

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Leo Zelman beschrieb das Verhalten der österreichischen Bevölkerung gegenüber ihm als Juden pragmatisch anhand zweier Sequenzen: einer Begegnung mit dem Onkel einer Bekannten, in deren Haus er zum Essen eingeladen war.
„ […] hab ich kennen gelernt eine richtige = [lacht] Lotte, hat sie geheißen. Mädchen, dass ich mich dran erinnere. Und ihre Mutter ist zu mal gekommen und hat gesagt, Ich hab von Ihnen gehört, kommen Sie doch mal zu Weihnachten. Nach Hause zu uns in die Herrengasse. Und ich hab schon damals gewohnt am Schotten=, nicht am Schottenring, sondern am Rudolfsplatz Und ich bin dort hingekommen, natürlich auch ein Care-Paket mitgenommen, und dort konnte= der hat nicht mehr gelebt, er ist gefallen, und der Onkel ist gekommen. Und der Onkel hat schon getrunken war eines= das hat mich damals so angeekelt, seit damals trink ich keinen Wein. Und dreht sich um „Von wo bist du?“, sag ich „Ich bin von Lodz“. Wahrscheinlich hat er geglaubt, dass ich ein Volksdeutscher bin, ich hab schon ein bisschen deutsch gesprochen. Sagt er [laut am Anfang], „Na, in Lodz haben‘s wir den Juden dort gezeigt!“[laut Ende] Ich bin so blass geworden, so erschocken worden, es war ein kalter Winder, von der Herrengasse bis am Rudolfsplatz gelaufen ohne Mantel, ist mir nachgelaufen, äh, die - Lotte ist mir nachgelaufen mit dem Mantel ich bin, äh, ohne Mantel weggerannt aber ganz 0 äh […?] ich war ganz nervenschwach, hab nicht schlafen können.
pp 122 from Rückkehr in die Außenwelt: Öffentliche Anerkennung und Selbstbilder von KZ-Überlebenden in Österreich by Melanie Dejnega