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Zeit der Idioten - pp 37
Lieselotte Leer war die Tochter des konservativen Staatssekretärs Dr. Michael Leer und ihre wahren Motive sollen rein persönlicher Natur gewesen sein. Ihr Vater hatte sich angeblich geweigert, ihr Studium noch ein weiteres Jahr zu finanzieren. Ob ihr es glaubt oder nicht, die Leserschaft begnügt sich mit solchen Erklärungen.
Sie hat einen Teil des Audi Max der Universität Wien während einer randvoll besetzten, parteipolitischen Hochschülerschaftsveranstaltung gesprengt. Vierzehn Tote, über hundert Verletzte. Dr. Michael Leer hat sich aus der Politik zurückgezogen, die Wiener universitäten sind jetzt strenger bewacht als jedes Hochsicherheitsgefängnis.
Sie hat einen Teil des Audi Max der Universität Wien während einer randvoll besetzten, parteipolitischen Hochschülerschaftsveranstaltung gesprengt. Vierzehn Tote, über hundert Verletzte. Dr. Michael Leer hat sich aus der Politik zurückgezogen, die Wiener universitäten sind jetzt strenger bewacht als jedes Hochsicherheitsgefängnis.
Near fragment in time
Und sie haben dich nichts gefragt?
Nichts, gar nichts. Wahrscheinlich war ich ihnen zu klein. Wenn ich dreizehn, vierzehn Jahre gewesen wäre, hätte sich mich wahrscheinlich schon etwas gefragt.
Die Gestapo-Männder waren Wiener. Auch viele Deutsche waren da, aber das waren Wiener. Wie halt eine Hausdurchsuchung vor sich geht, haben sie alle Sachen herausgeschmissen, aber sie waren nicht auffallend brutal. Sie haben ihn einfach genommen und sind gegangen
Sie haben also auch nicht zugeschlagen?
Nein. Das ist dann erst am Morzinplatz gekommen. Nach der Verhaftung haben wir ja nicht gewusst wo er ist. Kein Lebenszeichen, nichts. Meine Mutter ist immer wieder auf die Gestapo am Morzinplatz gegangen: keine Auskunft. Als sie wieder einmal bei der Gestapo war, wurde ein Häftling aus einem Verhörzimmer geschleift – ohnmächtig und blutverströmt. Ob es ein Bekannter war, hat sie nicht gewusst, so entstellt war er.
pp 42-43 from Der Kopf meines Vaters: Wien von der NS-Zeit bis zur Gegenwart - Eine Zeitzeugin erzählt by
Nichts, gar nichts. Wahrscheinlich war ich ihnen zu klein. Wenn ich dreizehn, vierzehn Jahre gewesen wäre, hätte sich mich wahrscheinlich schon etwas gefragt.
Die Gestapo-Männder waren Wiener. Auch viele Deutsche waren da, aber das waren Wiener. Wie halt eine Hausdurchsuchung vor sich geht, haben sie alle Sachen herausgeschmissen, aber sie waren nicht auffallend brutal. Sie haben ihn einfach genommen und sind gegangen
Sie haben also auch nicht zugeschlagen?
Nein. Das ist dann erst am Morzinplatz gekommen. Nach der Verhaftung haben wir ja nicht gewusst wo er ist. Kein Lebenszeichen, nichts. Meine Mutter ist immer wieder auf die Gestapo am Morzinplatz gegangen: keine Auskunft. Als sie wieder einmal bei der Gestapo war, wurde ein Häftling aus einem Verhörzimmer geschleift – ohnmächtig und blutverströmt. Ob es ein Bekannter war, hat sie nicht gewusst, so entstellt war er.
Near fragment in space
Aber davor, der gräßliche Moment, der einzige Zwischenfall dieser Art, den ich je miterlebte, als eine Gruppe von Rohlingen den jüdischen Studenten mit Stiefeltritten die Stufen der Universität hinunterstieß! Ich sehe immer noch – denn keine andere Szene von solcher Grausamkeit hat sich dazwischengeschaltet -, wie der bleiche, schwarzhaarige Junge viele Sekunden lang über die Treppe rollte und zu Boden fiel, wie er dann weghinkte und mit seinen Händen seinen Kopf umklammert hielt, von dem ein kleines rotes Rinnsal tropfte.
pp 104 from Rückkehr nach Wien by