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Zeit der Idioten - pp 115

Jedenfalls kam dieser Anschlag ganz unerwartet. Ich meine, natürlich gehört das zum Wesen einer terroristischen Attacke, aber der Mann war Priester und der Ort war ein Beichtstuhl in der Pfarre St. Josef. Sanktjessasmarandjosef! Eigentlich wären es ja beinahe zwei Anschläge gewesen, aber nur eine der Bomben ist hochgegangen. Die zweite wurde in der jüdischen Schule in der nicht weit davon entfernten Castellezgasse sichergestellt.
Near fragment in time

“Die Kirche Maria Treu”, sagte der Gendarm. Liebermann war auf dem Weg zum Theater ind er Josefstadt oft an dieser Kirche vorbeigekommen, hatte aber nie innergehalten, um sie in ihrer vollen Größe in Augenschein zu nehmen. Er musste den Kopf in den Nacken legen, um alles sehen zu können. Die beiden Turmhelme waren mit Kugeln dekoriert und flankierten eine klassische Säulenfassade. Unter dem Giebeldreieck stand zu lesen: Virgo Fidelis Ave Coelestis Mater Amoris. Darunter verriet eine Uhr die frühe Stunde, es war sechs Uhr. Geflügelte Skulpturen spähten über das Giebeldreieck hinweg.
pp 9 from Kopflos by
Near fragment in space

Generaldirektor Rosenow hatte noch im Jahre 1918 Rosenstrauch geheißen und eine kleine Wechselstube in der Taborstraße gehabt, in der auch Klassenlose, Theaterkarten und Versatzzettel verkauft wurden. Das kleine Männchen hatte aber Blick für die Möglichkeiten der Zeit, wurde von Tag zu Tag reicher, kaufte und verkaufte mit fabelhafterer Geschicklichkeit Häuser und Güter, übersiedelte bald aus der Pazmanitengasse, in der er seit seinem Zuzug aus Bielitz gewohnt hatte, nach dem Palais in der Pötzleinsdorfer Allee, gründete mit anderen zusammen die Mitteleuropäische Kreditbank, wurde ihr Generaldirektor und gab nun auf Veranlassung seiner Tochter Regina, die eben in kleinen Biedermeiersalon den um sie versammelten Herren den neuesten Schlager von Leopoldi und Wiesenthal, >>ausgerechnet Bananen, Bananen verlangt sie von mir<<, vorsang, die erste große Gesellschaft. Geschickt hatte das schlanke pikante Mädchen, das die Eltern an Wuchs, Bildung und Geist hoch überragte, bei der Einladung unter die führenden Bank- und Finanzgrößen ein Dutzend Schriftsteller, Maler, Musiker und sogar einen Journalisten gestreut.
pp 10-11 from Die freudlose Gasse by