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Der Fall des Lemming - pp 178-179

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Der Lemming läuft los. Rennt durch den Vorraum, stößt Olaf zur Seite, sieht einen Schatten um die Ecke huschen, setzt ihm nach, nimmt drei Stufen auf einmal, vier Stock in die Tiefe, hinaus auf die Straße. Ein Blick nach links, nach rechts, da läuft er, der Rotbart, ohne sich umzudrehen, läuft Richtung Börse, der Lemming hinterher. Bis zum Ring und über die Fahrbahn, dann links hinauf zum Schottentor, vorbei an der Universität, vorne der Unbekannte, fünfzig, hundert, bald zweihundert Meter hinter ihm der Lemming. Der Abstand vergrößert sich, die Jagd scheint aussichtslos, stärker ist das Wild, schneller und zäher, doch kurz vor dem Rathauspark verlangsamt sich seine Gangart, es fällt vom Galopp in den Trab und schließlich in einen gemächlich beschleunigten Schritt. Der Lemming holt auf, keuchend, versucht, sich dem Mann im Schutz von Passanten und parkenden Autos zu nähern. Und da wendet der andere auch schon seinen Kopf nach hinten, sein Blick streift den halb verborgenen Lemming, bleibt aber nicht an ihm hängen, sondern sucht weiter die Straße ab. Es ist der wütende Olaf, nach dem er Ausschau hält. Seinen wahren Verfolger hat er, scheint’s, gar nicht bemerkt. Jetzt schreitet er wieder aus, überquert zwischen Rathaus und Burgtheater abermals die Straße, springt unter den deftigen Flüchen eines Fiakerfahrers knapp vor dessen schnaubendem Pferdegespann auf den Gehsteig, eilt weiter. Der Lemming hinterher. Durch die Rosenbeete des Volksgartens, am Theseustempel vorbei geht es zügig zur Hofburg hinüber. Und hier, in der Mitte des riesigen, öden, geschichts- und schicksalsträchtigen Heldenplatzes, bleibt der Rotbart endlich stehen. Vor ihm erhebt sich, im Halbrund nach innen gewölbt, die Fassade der neuen Burg, und im Zentrum ihres Gemäuers, über dem hohen Eingangstor der Nationalbibliothek, ragt die Brüstung, ragt der Balkon. […] Nur noch wenige Meter trennen den Lemming von dem Unbekannten, der reglos und grüblerisch neben dem Denkmal Erzherzog Karls verharrt. […] Der Lemming hat nun seine Zielposition erreicht. Keine zwei Meter steht er von seinem Opfer entfernt und ringt um Gelassenheit, um innere Ruhe, vor allem aber um eine Idee. Im Grunde sieht er nur eine Möglichkeit: Frontalangriff. Wenn seine Ahnung stimmt, dann müsste es so funktionieren …
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„…Unlängst hat sich in einer Wiener Straßenbahn der Linie 58 um neun Uhr früh Erstaunliches zugetragen. Von sechs anwesenden Fahrgästen waren vier in der Lektüre eines Buches vertieft. Das wirft die Statistik ein bisschen durcheinander,wonach jeder fünfte Österreicher jährlich null Bücher liest und jeder dritte höchstens zwei…“
pp 150 from Die Vögel brüllen: Kommentare zum Alltag by Daniel Glattauer

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Kriminalinspektor Oskar Rheinhardt stieg vor dem Hoftheatereingang des Volksgartens aus seiner Kutsche. [...] Über der Hofburg hingen langgestreckte Wolken in der milden Luft, die Farben des frühen Morgens waren weich und matt.
pp 15 from Rendezvous mit dem Tod by Frank Tallis