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Jüdisches Wien - Stadtspaziergänge - pp 70
2.9 Morzinplatz
1., Morzinplatz
An der Stelle, an der heute dieses Mahnmal, steh befand sich das Hotel Metropol, das ab 1938 die Gestapoleitstelle Wien beherbergte. In dieses Hotel wurden nach dem „Anschluss“, die Gefangenen eingeliefert und verhört und gefoltert. Auch für viele Juden war dies die erste Station auf ihrem Leidensweg, zahlreiche Menschen wurden hier während der Verhöre zu Tode gequält. 1951 errichtete der KZ Verband ohne behördliche Bewilligung einen den Gestapo Opfern gewidmeten Gedenkstein. Die Stadt Wien nahm das Mahnmal in ihre Obhut und errichtete 1985 ein neues Mahnmal für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft und übernahm auch den Text, der von Wilhelm Steiner, dem Präsidenten des KZ-Verbandes, stammte: „Hier stand das Haus der Gestapo. Es war für die Bekenner Österreichs die Hölle. Es war für viele von ihnen der Vorhof des Todes. Es ist in Trümmer gesunken wie das Tausendjährige Reich. Österreich aber ist wiederauferstanden und mit ihm unsere Toten, die unsterblichen Opfer.“ Ein Block aus Mauthausener Granit und eine Bronzefigur sollen das Schicksal der KZ-Häftlinge symbolisieren. Typisch für die Gedenkkultur der Nachkriegszeit, die sich vor allem auf den demokratischen Grundkonsens der Versöhnung über die Parteigrenzen hinweg bezog, ist, dass die gefolterten, gedemütigten und ermordeten österreichischen Juden mit keinem Wort erwähnt werden, einzig der eingemeißelte gelbe Stern lässt erahnen, dass auch Juden zu diesen Opfern zählen.
1., Morzinplatz
An der Stelle, an der heute dieses Mahnmal, steh befand sich das Hotel Metropol, das ab 1938 die Gestapoleitstelle Wien beherbergte. In dieses Hotel wurden nach dem „Anschluss“, die Gefangenen eingeliefert und verhört und gefoltert. Auch für viele Juden war dies die erste Station auf ihrem Leidensweg, zahlreiche Menschen wurden hier während der Verhöre zu Tode gequält. 1951 errichtete der KZ Verband ohne behördliche Bewilligung einen den Gestapo Opfern gewidmeten Gedenkstein. Die Stadt Wien nahm das Mahnmal in ihre Obhut und errichtete 1985 ein neues Mahnmal für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft und übernahm auch den Text, der von Wilhelm Steiner, dem Präsidenten des KZ-Verbandes, stammte: „Hier stand das Haus der Gestapo. Es war für die Bekenner Österreichs die Hölle. Es war für viele von ihnen der Vorhof des Todes. Es ist in Trümmer gesunken wie das Tausendjährige Reich. Österreich aber ist wiederauferstanden und mit ihm unsere Toten, die unsterblichen Opfer.“ Ein Block aus Mauthausener Granit und eine Bronzefigur sollen das Schicksal der KZ-Häftlinge symbolisieren. Typisch für die Gedenkkultur der Nachkriegszeit, die sich vor allem auf den demokratischen Grundkonsens der Versöhnung über die Parteigrenzen hinweg bezog, ist, dass die gefolterten, gedemütigten und ermordeten österreichischen Juden mit keinem Wort erwähnt werden, einzig der eingemeißelte gelbe Stern lässt erahnen, dass auch Juden zu diesen Opfern zählen.
Near fragment in time
Seit gut einem Jahr hatte ich meine Schwester nicht mehr nackt gesehen. Früher, in der Gemeindebauwohnung, in der es nur ein Badezimmer gab, waren wir alle in der Früh und am Abend nackt herum gelaufen. Das war bei uns nie ein Problem gewesen. Als ich noch ein Kind war, verbrachten wir jeden Sommer zwei Wochen auf einem Nacktbadestrand der Insel Krk. Dort verkehrten auch viele Parteifreunde meines Vaters. Meine Mutter hatte es nicht so gern, wenn sie Bekannte traf, sie meinte, ihr Busen sei zu groß. Mein Vater erzählte, dass ich mich als Zweijähriger auf Krk immer an seinem Pimmel festhielt, als wäre es seine Hand. Wenn wir an den Sommerwochenenden zu Alten Donau baden fuhren, wählten wir meistens die FKK-Abteilung. Auch dort traf mein Vater viele Bekannte. Die Badeferien auf der Insel Krk hörten leider auf, als mein Vater zu Geld kam und die Urlaubsziele immer ferner und teurer wurden. Mein Vater war finanziell an einem Grundstück in Gmunden beteiligt und fuhr an den schönen Wochenendtagen nicht mehr an die Alte Donau, sondern raste nach Gmunden. Und seit wir im neuen Haus mit drei Badezimmern wohnten, eines für die Eltern, eines für die Kinder und eines für die Gäste, hatte ich weder meinen Vater noch meine Mutter je wieder nackt gesehen.
pp 147-148 from Das Vaterspiel by