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Tagebuch der Gegenwart - pp 45

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Szene 4. Sonntagmittag.

Ich gehe durch den Türkenschanzpark. Es ist klar. Aber Frühling. Büsche und Bäume in Blüte. Tulpen und Narzissen. Das Gras wieder grün. Die Anruferin von Freitag war Politikersgattin in der Nachkriegszeit.
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  Türkenschanzpark

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Soweit ich mich zurückerinnern konnte, trug meine Mutter immer Stützstrumpfhosen. Ihre Beine hatten eine Neigung zu Krampfadern. Meine Mutter meinte, die Stütz-strumpfhosen würden das Schlimmste verhindern. Später, als mein Vater schon viel Geld verdiente, ging sie mehrmals in die Privatordination von Dr. Staudacher, einem bekann-ten Wiener Gefäßchirurgen, der sie am rechten Bein ope-rierte und einige Stellen am linken Bein mit Injektionen be-handelte. Sie war mit dem Ergebnis zufrieden, trug aber weiter ihre Stützstrumpfhosen. Das Wissen um die Qua-litäten ihrer Stützstrumpfhosen gab sie an Bekannte wie eine Geheiminformation weiter. Sie nannte immer das Geschäft in der Mariahilfer Straße, wo diese Strumpfhosen zu bekommen waren, mit gedämpfter Stimme, als wäre es die Adresse einer Pornobar. Meine Mutter hatte noch ein zu-sätzliches Problem, sie hatte kurze Beine. Die von der Länge passende Stützstrumpfhose mit der Nummer 40 war ihr zu eng, sie presste ihr das Blut aus den Beinen. Sie brauchte eine Stützstrumpfhose mit Schenkelüberweite. Aber die war schwer zu bekommen. Am Anfang musste die Strumpfhose meiner Mutter im Geschäft in der Mariahil-fer Straße immer eigens bestellt werden. Nach etwa einer Woche kam der Anruf. Die Stützstrumpfhose sei zum Abholen bereit. Später war meine Mutter in dem Geschäft in der Mariahilfer Straße schon so gut bekannt, das immer eine ihrer Spezialstrumpfhosen auf Lager war. Vielleicht auch, weil meine Mutter diesem Geschäft viele Kunden zu-geführt hatte. Im Bekanntenkreis meiner Mutter gab es bald keine Frau mehr, die nicht Stützstrumpfhosen trug. Selbst die Therapiegaby, deren nackte Füße ich immer bewundert hatte, stand eines Tages, als sie meine Mutter zum Kino abholte, in einer Stützstrumpfhose da.
pp 277-278 from Das Vaterspiel by Josef Haslinger

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Das Display war mit Asche und Holzstaub bedeckt. Es zeigte den Wiener Türkenschanzpark im Frühling letzten Jahres, die Zweige der Bäume waren mit winzigen weißen und rosa Blüten überzogen.
pp 51 from Satus Katze by Constantin Göttfert