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Das Vaterspiel - pp 424-425
Ich hatte in diesem Augenblick, scharf wie unter einem Brennglas, das Desaster meiner gesamten Existenz vor mir. Da arbeite ich jahrelang an einer Sache, habe die Idee, ent-wickle sie weiter, verbringe Nacht für Nacht damit, bis ein zum Herzeigen reifes Produkt entsteht – aber dann sind meine Energien plötzlich dahin, ich drehe mir eine Knus-pertüte nach der anderen und lasse das Ergebnis meiner Mühen auf der Festplatte vergammeln. Vier Jahre später muss ich mir meine eigene Erfindung als fremdes Produkt im Fernsehen anschauen, gefeiert als großer Hit der tech-nischen Entwicklung. Irgendjemand, der vermutlich viel später dran war als ich, aber letztlich doch cleverer war, hat dafür mächtig Tantiemen kassiert und es wird offiziell für immer seine Erfindung bleiben. Mein Fußballmatch ohne Ball war 37 Minuten lang. Ich war nicht in der Lage ge-wesen, das Know-How oder wenigstens den Film zu ver-kaufen, weder in New York noch daheim in Wien. Das Ein-zige, was ich schaffte, war, dass der Film zwei Monate lang im Wiener Szene-Lokal FLEX auf einem Bildschirm lief. Dafür hatte ich 10 000 Schilling bekommen. Und wie viel hatte derjenige bekommen, der das Know-how oder das bearbeitete Material an RAI UNO verkaufte?
Near fragment in time
Simon Wiesenthal’s office when I first met him in 1974 was on the Rudolfsplatz an undistinguished inner-city square surrounding an unappetizing playground which never seemed to hae an children in it. Rudolfsplatz Number 7 was a drab postwar apartment house in which Wiensthal had maintained an office for a decade.
pp 1895 from Nazi Hunter: The Wiesenthal File by
Near fragment in space
Ich nickte. Mein Gott, dachte ich, wenn ich das gewusst hätte. Ich wäre nach New York geflogen und Mimi zur Seite gestanden.
Und Brigitte?, fragte ich. Ist sie dir nicht beigestanden?
Ich war doch zu dieser Zeit von Brigitte längst getrennt. Sie arbeitete beim Kurier, ich beim Rundfunk. Sie wohnte weiter in der Mondscheingasse, ich wohnte nun in der Werdertorgasse, im ersten Bezirk. Wir sahen uns nur noch ganz selten.
Warum bist du ausgezogen?
Sie war ständig eifersüchtig. Ich fühlte mich bewacht, als wäre sie mein Aufpasser. Erwähnte ich den Namen eines Kollegen beim ORF, Rüdiger Wischenbart zum Beispiel, hatte sie sofort den Verdacht, da könnte sich etwas anbah-nen, und sie wollte alles über ihn wissen. Erwähnte ich den Namen eines anderen Kollegen, Wolfgang Kos oder Alfred Treiber, begann dasselbe Spiel von vorne. Sie wollte alle kennen lernen, sie wollte alles wissen, sie lebte in der stän-digen Angst, mich an Männer zu verlieren. Das macht man eine Zeit lang mit, aber nicht ewig. Und so zog ich aus. Eigentlich zog ich dreimal aus. Erst beim dritten Mal ge-lang es mir, weil ich entschlossen genug war, es heimlich zu tun. Davor hatte sie mich zweimal zurückgehalten, mir buchstäblich vor der Nase die Tür versperrt. Ich hätte mit ihr um den Schlüssel raufen müssen. Direkte Auseinander-setzungen mit Brigitte endeten immer damit, dass ich am Ende glaubte, sie wisse besser als ich selbst, was für mich gut sei. Als ich schließlich allein in der Werdertorgasse leb-te, vermisste ich Brigitte. Plötzlich war niemand mehr da, der mir sagte, was richtig ist. Im Privatleben, meine ich. Umso mehr stürzte ich mich in Arbeit. Ich war den ganzen Tag im Studio und den Abend im Theater. Ich tat alles, da-mit für das Privatleben kein Raum mehr blieb. Hast du eigentlich mit Brigitte je wieder Kontakt gehabt?
Sie hat mir Lenin gebracht.
Wann war das?
Bevor sie nach Bukarest ging.
Das ist ja höchst interessant. Ich hatte nämlich, als wir einmal gemeinsam verreisten, vorgeschlagen, dir Lenin an-zuvertrauen. Aber damals hat Brigitte gemeint, du habest kein Herz für Katzen, und Lenin würde bei dir nur leiden.
pp 465-466 from Das Vaterspiel by
Und Brigitte?, fragte ich. Ist sie dir nicht beigestanden?
Ich war doch zu dieser Zeit von Brigitte längst getrennt. Sie arbeitete beim Kurier, ich beim Rundfunk. Sie wohnte weiter in der Mondscheingasse, ich wohnte nun in der Werdertorgasse, im ersten Bezirk. Wir sahen uns nur noch ganz selten.
Warum bist du ausgezogen?
Sie war ständig eifersüchtig. Ich fühlte mich bewacht, als wäre sie mein Aufpasser. Erwähnte ich den Namen eines Kollegen beim ORF, Rüdiger Wischenbart zum Beispiel, hatte sie sofort den Verdacht, da könnte sich etwas anbah-nen, und sie wollte alles über ihn wissen. Erwähnte ich den Namen eines anderen Kollegen, Wolfgang Kos oder Alfred Treiber, begann dasselbe Spiel von vorne. Sie wollte alle kennen lernen, sie wollte alles wissen, sie lebte in der stän-digen Angst, mich an Männer zu verlieren. Das macht man eine Zeit lang mit, aber nicht ewig. Und so zog ich aus. Eigentlich zog ich dreimal aus. Erst beim dritten Mal ge-lang es mir, weil ich entschlossen genug war, es heimlich zu tun. Davor hatte sie mich zweimal zurückgehalten, mir buchstäblich vor der Nase die Tür versperrt. Ich hätte mit ihr um den Schlüssel raufen müssen. Direkte Auseinander-setzungen mit Brigitte endeten immer damit, dass ich am Ende glaubte, sie wisse besser als ich selbst, was für mich gut sei. Als ich schließlich allein in der Werdertorgasse leb-te, vermisste ich Brigitte. Plötzlich war niemand mehr da, der mir sagte, was richtig ist. Im Privatleben, meine ich. Umso mehr stürzte ich mich in Arbeit. Ich war den ganzen Tag im Studio und den Abend im Theater. Ich tat alles, da-mit für das Privatleben kein Raum mehr blieb. Hast du eigentlich mit Brigitte je wieder Kontakt gehabt?
Sie hat mir Lenin gebracht.
Wann war das?
Bevor sie nach Bukarest ging.
Das ist ja höchst interessant. Ich hatte nämlich, als wir einmal gemeinsam verreisten, vorgeschlagen, dir Lenin an-zuvertrauen. Aber damals hat Brigitte gemeint, du habest kein Herz für Katzen, und Lenin würde bei dir nur leiden.