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Das Vaterspiel - pp 354

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Als wir in die Einsatzzentrale zurückkamen, sagte der Nachtdienst: Sie machen jetzt Schluss und melden sich um sieben Uhr in der Früh beim Einsatzleiter. Dann ließ er sich vom Fahrer im Detail berichten, was vorgefallen war. Da es schon vier Uhr morgens war, sah ich keinen Sinn darin, noch schlafen zu gehen. Ich durfte die Dienststelle nun oh-ne das Ausfüllen eines Scheins verlassen und ging in Brei-tensee spazieren. Es begann bald zu dämmern, aber es war noch ruhig in den Straßen. Bald hörte ich das Quietschen von Straßenbahnen, und es kamen die ersten Menschen aus den Häusern. Vor den Supermärkten wurden mit lau-tem Getöse Waren verladen. Ein Fleischhauer schleppte halbe Kälber über die Straße. Der Fahrer eines Lieferwa-gens warf bei einer Trafik zusammengeschnürte Stöße von Zeitungen vor die Tür. Manchmal blieb ich stehen und horchte nur auf die Geräusche. Sie waren laut und klar, je-des Aufeinandertreffen von Gegenständen war al eigener Laut wahrnehmbar, ganz anders als am Tag, wo alles in einem allgemeinen Gedröhn untergeht. Es waren Vogel-stimmen zu hören, und sie kamen von unterschiedlichen Vögeln, die sich angeregt darüber unterhielten, was aus diesem Tag, wenn sie ihn jetzt den Menschen übergaben, noch werden könnte. Die Autos hatten unterschiedliche Startgeräusche. Diejenigen, die sich noch Geltung ver-schaffen konnten, gaben sich dann alle Mühe, die anderen daran zu hindern, mir ebenfalls aufzufallen.
  Das Vaterspiel
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  Breitensee

Near fragment in time

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Wir saßen in einem südindischen Restaurant nahe der Argentinierstraße, irgendwo auf dem Weg zwischen südbahnhof und Belvedere. Ich hatte einen vegetarischen Teller mit verschiedenen Saucen vor mir und ein Glas Mango Lassi.
pp 86 from Herzlos by Monika Wogrolly

Near fragment in space

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»Wer ist da?!«
Anna drehte sich so abrupt um, dass sie über ein paar leere Weinflaschen stolperte, und schrie auf. Nun war kein Ton mehr zu hören, und Anna steuerte langsam auf den vorderen Teil des Kellers zu. Wie peinlich, wie schrecklich peinlich, dachte sie und überlegte fieberhaft eine gute Ausrede. Neben dem Tisch stand eine schmale, blonde Frau und starrte Anna angsterfüllt entgegen. Ihre Hände umklammerten einen alten Reisigbesen, der im Ernstfall als Waffe wohl in tausend Stücke zersplittert wäre. »Nicht erschrecken! Ich bin von der Polizei.« »Was tun Sie hier in unserem Keller? Sie dürfen doch nicht einfach so hier rein!« Die Stimme der Frau klang verunsichert, sie ließ den Besen sinken und war sichtlich erleichtert, einer Frau gegenüberzustehen. »Entschuldigen Sie bitte. Ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich bin hier vorbeigekommen, und die Tür stand offen. Ich hab ein Geräusch gehört, und da wollt ich nachschauen.« »Sie lügen doch! Sie sind überhaupt nicht von der Polizei. Sie sind einfach nur neugierig und sind hier eingedrungen!« Ihre Stimme wurde schrill, und sie schien den Tränen nahe. »Ich bin wirklich von der Polizei, glauben Sie mir. Ich hab nur meine Dienstmarke nicht dabei, weil ich im Wochenende bin. Entschuldigen Sie, ich habe mich gar nicht vorgestellt. Anna Habel, ich hab da unten an der Austraße ein kleines Häuschen.«
»Uschi Mader.« Sämtliche Energie schien nun aus der schmalen Person entwichen zu sein. Sie sank kraftlos auf einen der Stühle und vergrub das Gesicht in den Händen. Anna zog den zweiten Stuhl näher und setzte sich ihr gegenüber. »Sind Sie die Frau vom Bachmüller?« »Freundin. Heiraten wollt er ja nie. Und jetzt steh ich da. Mit nichts!« »Das tut mir leid, aber vielleicht ist ja alles geregelt. Wie lange waren Sie denn schon zusammen?« »Fünf Jahre.« »Vielleicht hat er Sie ja in seinem Testament bedacht.« »Ha, da sieht man, Sie kannten ihn nicht. Der Freddy hätte nie ein Testament gemacht. Der hat doch immer getan, als wär er zwanzig.« »Woran ist er denn gestorben?« »Ich weiß es nicht. Er lag da. Hat sich nicht mehr gerührt. Der Nachbar von nebenan hat ihn gefunden. Ich weiß gar nicht, was der hier drin gewollt hat, die waren doch seit Monaten zerstritten.« »Warum denn?« »Männer halt. Es ging um irgendwelche Grundstücksgrenzen. Der Freddy wollte einen Weinberg vom Sieberer kaufen, doch der wollte nicht verkaufen, obwohl der da seit Jahren nichts anbaut.« »Hatte Ihr Freund denn irgendwelche Beschwerden?« »Für seine 53 Jahre war der fit wie ein Turnschuh. Lief jeden Tag fünf Kilometer, trank nichts, aß nur Bio.« »Wie kann man als Weinbauer nichts trinken?« »Da schaun Sie, was? Er hat sich immer lustig gemacht über die ganzen Saufköpfe, wie er sie genannt hat, hier im Dorf. Nein, er hat immer nur genippt.« »Wissen Sie denn, in welches Spital sie ihn gebracht haben?« »Ja, erst nach Korneuburg. Aber dann brauchten sie eine Herzintensivstation und haben ihn ins Wilhelminenspital gebracht. Aber die haben auch nichts mehr tun können. Als ich hingekommen bin, war er schon tot.« Uschi Mader tupfte sich mit einem Taschentuch die Augen. »Kommen Sie. Soll ich Sie nach Hause bringen? Haben Sie denn jemanden, der sich um Sie kümmert?«
pp 17-20 from Bis zur Neige - Ein Fall für Berlin und Wien by Petra Hartlieb, Claus-Ulrich Bielefeld