Arrows_down
Arrows_up
« Back to Verlass die Stadt

Verlass die Stadt - pp 85-87

Quote
Um auf die ganze Stadt hinuntersehen zu können, muss man auf einen der Hügel am Stadtrand, nehmt jetzt den Kahlenberg, nur zum Beispiel:

Man fährt mit der U4 bis Heiligenstadt und dann weiter mit dem 38A. Man kann auch mit der Straßenbahnlinie 38 bis Grinzing fahren und dann in den 38A umsteigen. Oder ihr nehmt den D-Wagen, fahrt bis Grinzinger Straße und steigt dort in den 38A um. Es gibt mehr als drei Wege, aber am Autobus 38A führt keiner vorbei, wenn ihr nicht zu Fuß gehen wollt. Und jeder dieser Wege ist weit, es ist schon fast eine Reise.
Aber wenn man oben steht, kann man hinuntersehen:
Auf die Donau, die neue Donau, die alte Donau.
Den Stephansturm.
Den Fernwärmeturm.
Den Donauturm.
Es heißt, man sieht Maria am Gestade, wenn das Wetter klar ist.
Ich weiß: Das AKH, seine grauen Türme, sieht man von überall und auch bei Nebel.

Dann stellt man sich die Menschen vor, die man kennt in der Stadt, winzig, von hier oben betrachtet. Man sieht natürlich nicht in die Kleine Pfarrgasse oder in die Margaretenstraße, aber man kennt doch die Richtung, kann sich am Riesenrad und an der Karlskirche orientieren. Man weiß auch, wo Ottakring liegt, obwohl man die Brauerei nicht sehen kann.

Abschließend kann man noch die Arme ausbreiten, die Stadt umarmen; so tun, also ob.
Dann lacht man kurz über alles und geht hinunter. Oder man fährt mit dem 38A weiter auf den Leopoldsberg und macht das Gleiche noch einmal.

Später setzt man sich zu Hause hin und denkt: Wer jetzt oben steht und hinunterschaut, so wie man selbst vor etwa zwei Stunden, sieht auf die ganze Stadt hinunter, auf alle, auf einen selbst auch.

Ist die Aussicht nicht schön.
  Verlass die Stadt
  85
  87
  No
  Yes
  Yes
  No
  (none)

Near fragment in time

Quote
Thomas Bernhard war schon längere Zeit nicht mehr hier gewesen, sondern in Spanien, dann kam er zurück und starb. Dies war dem Bräunerhof ebenso gleichgültig wie das Fertigwerden meines Romans. Viele Jahre war ich hernach nicht mehr dort. In Wien ists egal, wohin ich nachhaus geh, einmal dahin, einmal dorthin. Heute gehe ich wieder ins Bräunerhof. Es ist alles wie immer. Der Ober weist mir den Platz zu. "Wo ist der Herr Ferdinand?" "Gestorben. Vor fünf Jahren." "Eine Melange." "Bittä sähr." Keine Veränderung. Rasender Stillstand.
pp 177-178 from Man ist viel zu früh jung. Essays und Reden by Robert Schindel

Near fragment in space

Quote
Daß "Trägheit" auf römisch "ineria" heißt, war mir entfallen. ich kannte es nur noch amerikanisch, wo es "inö`sch`ö" ausgesprochen wird und solchermaßen beinahe wie das Gegenteil klingt, allerdings im Café Thurygrund" ausgesprochen. Ich pflegte dieses Lokal eine Zeitlang mit Ernst Stern zwischen 2 und 4 Uhr früh aufzusuchen, und wir hatten dort einen Stamm-Plauderer, der seine Ansprache an die Abortfrau mit vielfachem Fremdwort zu unterspicken liebte und als Schöpfer der bis heute noch nicht überbotenen Einleitung: "Aus dem ad hoc heraus gesprochen" anzusehen ist...
pp 20 from Kaffeehaus war überall. Briefwechsel mit Käuzen und Originalen by Friedrich Torberg