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Verlass die Stadt - pp 100-101

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Lauras Bauch ist immer noch dick, ihre Beine sind noch geschwollen. Sie hat sie auf der Sitzfläche eines grünen Klappstuhls abgelegt. Das Glas vor ihr ist schon lange leer, aber Max redet noch.

Vielleicht brauchen wir einfach Abstand, sagt Max. Vielleicht brauchen wir nur etwas Abstand voneinander.
Laura nickt und trägt bedächtig Gelsenabwehrmittel auf Hals, Gesicht, Ohren und ihre nackten Schultern auf. Ihre Fingerspitzen massieren die Creme mit kreisenden Bewegungen in die Haut ein.

[...]

Laura nickt, sie hebt den Kopf und schaut den Wolken zu, wie sie über den Karmelitermarkt ziehen.

[...]

Ich kann das jetzt fast schon verstehen, sagt Laura leise und lauter: Zahlen wir, oder? Das Zeug hilft jetzt auch nichts mehr.
  Verlass die Stadt
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  Karmelitermarkt

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Wer in Wien ins Kaffeehaus geht, der geht heim. Ich habe zwar daheim kein Kaffeehaus als Zuhause, aber im Kaffeehaus bin ich selbstverständlich daheim. Wenn wir unser Kaffeehaus betreten, sind wir im Selbstverständlichen eingewohnt. Das Café Bräunerhof ist ein Ort, im welchem die Zeit aufbewahrt wird. Es ist alles wie immer. Echter Marmor, stabile Tische, Plüsch, Zeitungen, Ober im Smoking, das Glas Wasser zum Kaffee, und in der Mitte des Etablissements befindet sich jene Vorrichtung, in der die Zeit gestapelt, gepackt und schließlich vernichtet wird. Allerlei Leute wohnen im Bräunerhof. Sie sitzen, nachdem sie erschienen sind, um die Tische, lesen Zeitung, essen süßes Zeug, das in Wien so bitterlich herrlich schmeckt, nippen an den diversen Kaffeearten, großer Brauner, Melange, Einspänner, Kapuziner, Schale Gold, Mokka, Verlängerter, also sieben Kaffees, bis die Schalen leer sind.
pp 175 from Man ist viel zu früh jung. Essays und Reden by Robert Schindel

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Schäfer ging zurück zur Friedensbrücke, stieg in die U-Bahn ein und fuhr bis zur Landstraße. Von dort waren es nur ein paar Gehminuten zu dem von Hauser angegebenen Treffpunkt. Er setzte sich auf eine Parkbank und hatte sich eben erst eine Zigarette angezündet, als er Hauser auf dem Fahrradweg in seine Richtung kommen sah. Mit einem übergroßen Militärparker und einer Nadelstreifenhose bekleidet, schob er einen Einkaufswagen vor sich her, der bis über den Rand vollgepackt war mit Kleidungsstücken, Lebensmitteln, Klopapier, Magazinen, Blumen und diversen Haushaltsartikeln - aber nicht in dreckiger Unordnung, wie man es bei Obdachlosen gewöhnlich sah, sondern in einer Ordnung, die an einen skurrilen, fahrenden Bauchladen erinnert; wobei Schäfer genau wusste, dass sowohl Herkunft als auch Weitergabe der Ware nicht immer gesetzeskonform war. Aber das Gesetz ging ja auch nicht konform mit Menschen dieses Schlags.
pp 48-49 from Ohnmachtspiele by Georg Haderer