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Canard Saigon - pp 125-126
Er entschloss, sich das Büro zu verlassen. Vor dem Haus atmete er tief durch und unternahm einen ausgedehnten Fußmarsch. Samstagnachmittag reduzierte sich die hektische Weltstadt Wien auf Kleinstadtflair. Die wenigen Menschen flanierten gut gelaunt durch die Straßen. Es schien, als wolle die Stadt Atem holen. Eine kleine Auszeit nehmen, um gerüstet zu sein. Gerüstet für die pulsierende Energie, die spätestens am Montag von ihr Besitz ergriff. Der Spaziergang tat Marc gut. Er schlenderte entlang des Donaukanals und erfreute sich an den da und dort knospenden Sträuchern und Bäumen. Das nasskalte Wetter erfrischte ihn. An einem Würstelstand gönnte sich Marc eine Heiße und eine Dose Bier. Er aß stehend und belauschte das Gespräch zweier junger Männer, die sich neben ihm labten. Für Marc waren die Würstelstände die wahren Kulturoasen Wiens. Orte, an denen alle sozialen Schichten, meist friedlich, aufeinanderprallten. [...] Und je länger Marc Gedanken wälzte, desto besser schmeckte ihm die Wurst. Gestärkt trat er den Rückweg ins Bundeskriminalamt an.
Near fragment in time
„Alsdern. Am besten, sie fangen mit die Oberhollenzer an. Die wohnen in dem Abbruchhaus in der Lederergassen. Dann ist da noch der Kranewetter in der Kochgasse, und drüben in der Spitalgassen die Wagnerischen. Und als besonderes Zuckerl schauen S´ Ihnen die Witzmann am Bennoplatz an. Des is a ganz besondere Mischpoche.“
pp 76 from Zores by
Near fragment in space
Generaldirektor Rosenow hatte noch im Jahre 1918 Rosenstrauch geheißen und eine kleine Wechselstube in der Taborstraße gehabt, in der auch Klassenlose, Theaterkarten und Versatzzettel verkauft wurden. Das kleine Männchen hatte aber Blick für die Möglichkeiten der Zeit, wurde von Tag zu Tag reicher, kaufte und verkaufte mit fabelhafterer Geschicklichkeit Häuser und Güter, übersiedelte bald aus der Pazmanitengasse, in der er seit seinem Zuzug aus Bielitz gewohnt hatte, nach dem Palais in der Pötzleinsdorfer Allee, gründete mit anderen zusammen die Mitteleuropäische Kreditbank, wurde ihr Generaldirektor und gab nun auf Veranlassung seiner Tochter Regina, die eben in kleinen Biedermeiersalon den um sie versammelten Herren den neuesten Schlager von Leopoldi und Wiesenthal, >>ausgerechnet Bananen, Bananen verlangt sie von mir<<, vorsang, die erste große Gesellschaft. Geschickt hatte das schlanke pikante Mädchen, das die Eltern an Wuchs, Bildung und Geist hoch überragte, bei der Einladung unter die führenden Bank- und Finanzgrößen ein Dutzend Schriftsteller, Maler, Musiker und sogar einen Journalisten gestreut.
pp 10-11 from Die freudlose Gasse by
