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Zores - pp 54-55

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Die beiden verabschiedeten sich andeutungsweise von der Winter und gingen dann die Treppe abwärts zum Haustor. Wieder im Freien wandten sie sich nach links, um auf diese Weise wenig später die Alserstraße zu erreichen. Vorbei am Landesgericht hielten sie auf die Universität zu, vor der sich ein Menschenknäuel gebildet hatte. Cerny und Bronstein brauchten nicht viel Phantasie, um zu ahnen, was der Grund für diesen Auflauf war. Schon von weitem erkannten sie die riesigen Fahnen mit der schwarz-weiß-roten Drittelung. Bronstein ärgerte sich. Die Nazis waren leider nicht blöd. Die offizielle Flagge des Reichs, die rote mit dem Hakenkreuz, war natürlich verboten, doch die alte Kaiserfahne, die seit 1935 nicht mehr als offizielles Symbol Deutschlands galt, war rechtlich unangreifbar, obwohl jeder wusste, was damit signalisiert werden sollte. Immerhin hatte die nationale Rechte dieses Banner auch all die Jahre mitgeführt, da offiziell Schwarz-Rot-Gold den nördlichen Nachbarn symbolisierte, und Bronstein erinnerte sich daran, wie die Nazis diese Kombination als „Schwarz-Rot-Mostrich“ verunglimpft hatten. Doch was Weimarer Tuch war mittlerweile ebenso Geschichte wie die Republik, für welche es gestanden war. Und wer vermochte zu sagen, wann es auch mit Rot-Weiß-Rot vorbei sein würde.
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Auf dem Weg in den 19. Bezirk, einem Nobelviertel Wiens, schaltete Marc die Freisprecheinrichtung in seinem Wagen ein. [...] In der Gatterburggasse angekommen, parkte Marc vor einer großen Villa ein. [...] Marc klingelte an der Gegensprechanlage. Sandra hatte den Termin telefonisch vereinbart. Ein Summer ertönte und öffnete das große Tor zur Hofeinfahrt. Am Ende der Einfahrt führten auf der rechten Seite Stufen nach oben. Neben dem Treppenaufgang war ein Lift an das Gebäude angebaut. Seltsam, dachte Marc. Ein nachträglich angebauter Lift in einem einstöckigen Gebäude.
pp 392-393 from Canard Saigon by Harald Friesenhahn

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Dieser Mann, der junge Analphabet, dessen Schicksal dem Stadtrat in einem Akt vorlag, ein Hilfsarbeiter, in seiner Arbeit auf einfachste Verrichtungen beschränkt, trieb den größten denkbaren geistigen Aufwand, um vorzutäuschen, lesen und schreiben zu können. Hätte er diese seine Kraft, die mehr oder weniger lesende und schreibende Umgebung zu täuschen, dafür aufgewandt, lesen und schreiben zu lernen, dann hätte er gewiß sehr schnell in – Lichteneggers ZEITUNG zum Beispiel – die entscheidenden Artikel geschrieben. In der ganzen Stadt, nein, im Ganzen Land, hätte man sich über seinen scharf formulierten Thesen den Kopf zerbrochen und das Maul zerrissen; er wäre die heißen Themen immer kühl angegangen, wäre streitbar gewesen, polemisch, hätte kein heißes Eisen unberührt und sich kein Denkverbot auferlegen lassen. Man hätte ihn hören können, wie er im Hörsaal I des Neuen Institutsgebäudes für die Studenten des Instituts der Zeitungswissenschaften las, und wie er nach dem Ende seiner Vorlesung einer jungen, heftig studierenden Damen persönlich/ privat ins interessierte Ohr sagte: „Hören Sie, in jedem guten Schreiber steckt ein Analphabet …“
pp 85-86 from Der Stadtrat by Franz Schuh