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Boboville - pp 74
Die Gasse konnte was, kein Zweifel. Und heute konnte sie was Neues, die Kettenperückengasse (sic), die Gasse, die sich immer neue Dinge ausdachte, um mich zu unterhalten. Gegenüber vom Schuberthaus, Hier starb Franz Schubert, meldete es, gegenüber vom Haus des verrückten Diamanten war eine andere Tafel erschienen. Sie musste neu sein, denn gewiss hätte ich sie sonst schon entdeckt. Hier wurde Erich Kleiber geboren, stand auf der Tafel zu lesen, der berühmte Dirigent.
Near fragment in time
Eigentlich sollte er diesen Erfolg feiern, dachte Bronstein. An einem solchen Tag ging man nicht einfach nach Hause, nein, man gönnte sich ein feines Abendessen, denn wenn einem das Leben schon einmal zulächelte, dann lächelte man am besten zurück. Bronstein maschierte kurz entschlossen Richtung Innenstadt und strebte der Kärnterstraße zu. Die nächsten zwei Stunden tat er nichts anderes, als sich allen möglichen lukullischen Genüssen hinzugeben. Dabei hatte er wohl auch ein klein wenig zu viel an alkoholischen Getränken konsumiert, denn als er sich auf den Heimweg machte, da spürte er die Wirkung des Weins recht intensiv.
pp 124 from Tacheles by
Near fragment in space
Als ich einmal in der Früh nicht mehr wusste, was ich am Vortag getan hatte, beschloss ich, mit dem Haschischrau-chen aufzuhören. Aber als ich dann am nächsten Abend be-trunken durch die Wohnung torkelte, dachte ich mir, so ein dumpfer Alkoholrausch ist mit den klaren Gefühlen eines Haschischrausches überhaupt nicht vergleichbar. Ich lebte in einer kleinen Mietwohnung in der Kettenbrückengasse. Sie war im letzten Stock des Hinterhauses gelegen. Von der Küche aus hatte ich einen kleinen eiserenen Balkon. Er reichte gerade, um ein Tischchen und einen Sessel hinaus-zustellen. Wenn es warm war, saß ich dort am Abend und rauchte meinen Joint. Vor mir waren nur die Wipfel von zwei Kastanienbäumen und die Toilettenfenster des Vor-derhauses. Wenn im Fernseher ein Fußballmatch übertra-gen wurde, konnte ich an den Toilettenfenstern erkennen, wann die Pause war. Es störte mich nicht, dass keines mei-ner Fenster auf die Straße hinausging. Manchmal schaute ich mir die Fernsehnachrichten an. Es gab neue Kriege, es gab neue Länder und es gab überall Flüchtlinge, die von einem Land ins andere weitergeschoben wurden. Ich dach-te mir, wenn Wien besetzt wird und in den Straßen Panzer patrouillieren, ich würde es in meinem Hinterhaus nicht einmal bemerken. Ich verließ die Wohnung nur, um einzu-kaufen oder wenn mich jemand anrief, weil er ein Compu-terproblem hatte.
pp 338 from Das Vaterspiel by