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Rückkehr nach Wien - pp 2-27

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Eine Stunde nach meiner Ankunft sitze ich in einem Audienzsaal des Bundeskanzleramtes.
[…]
An salutierenden Wachen vorbei sind wir in den Hof des Gebäudes am Ballhausplatz gefahren. Ich habe es nie zuvor betreten, aber in meinen Gedanken ist es mit dem Dollfuß-Mord verknüpft, der sich, wie in einem elisabethanischen Drama, in allen Räumen dieses Hauses vollzogen hat, in Vorzimmer und Beratungssälen, auf der Treppe und in Korridoren. Von einem Hoffenster aus proklamierte der Minister Rintelen das neue Regime ein wenig voreilig, denn es sollte noch vier Jahre auf sich warten lassen. So wenig Liebe ich auch für Dollfuß empfand, sein unwürdiger Tod ist mir immer rührend und beklagenswert erschienen. Auf seiner Bahre sah er aus wie ein hilflose, irregeleiteter Ministrant.
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Am späten Nachmittag fuhr er mit der Straßenbahn hinaus ins Stadion. Er nahm einen Stehplatz, setzte sich dann aber auf die Zeitungen, die er noch immer nicht weggeworfen hatte; daß ihm die Zuschauer vorne die Sicht verstellten, störte ihn nicht. Im Laufe des Spiels setzten sich die meisten. Bloch wurde nicht erkannt. Er ließ die Zeitungen liegen, stellte eine Bierflasche darauf und ging vor dem Schlußpfiff, um nicht ins Gedränge zu geraten, aus dem Stadion.
pp 10 from Die Angst des Tormanns beim Elfmeter by Peter Handke

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Anders als am Morgen freilich, da der Anblick baukünstlerischer Höhepunkte seine Stimmung wenigstens vorrübergehend gebessert hatte, drückte ein architektonischer Nullpunkt sie jetzt erst recht nieder – jene Baulücke gegenüber der östlichen Ecke des Bundeskanzleramtes nämlich, die der Legationsrat umgehen mußte, um in die Schauflergasse zu gelangen. Über diesem leeren Grunstück scheint nämlich ein geschichtlicher Fluch zu liegen, der verhindert, daß es jemals gefüllt werde. Schon die Monarchie hat dort einen Verwaltungsbau errichten wollen, war aber nicht mehr dazu gekommen; ein ähmlicher Plan war in der Ersten Republik gescheitert, weil die Regierungen zu rasch wechselten; nach 1934, als Österreich sich eine autochthone und somit etwas bizarre Diktatur anschaffte, legte man immerhin den Grundstein zu einem „Haus der Väterländischen Front“, kam aber über diesen Grunstein nicht hinaus; Vielmehr wurde dieser durch einen anderen ersetzt, über dem etliche Gauleiter ein „Braunes Haus“ errichten wollten, was ihnen jedoch aus bekannten Gründen nicht gelang. Und seither hat noch jede Regierung der Zweiten Republik ebenfalls erfolglose Versuche unternommen, die Baulücke zu füllen. Auf welchen Augenblick wartet die Geschichte wohl, ehe sie es erlaubt, diesen häßlich leeren Platz mitten im imposantesten Teil der Stadt mit einem ebenso repräsentativen wie zweckmäßigen Gebäude zu versehen?
pp 85-86 from Die große Hitze, oder die Errettung Österreichs durch den Legationsrat Dr. Tuzzi by Jörg Mauthe