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Rückkehr nach Wien - pp 36

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Im Turm von St. Stephan zittert wie eh und je das Licht des Wächters. Peter und ich gehen schweigend zum Wagen zurück. In der Salmgasse erfreue ich mich dann an meiner Blumentapete und den Rhoboiden des Parketts. Ewige Werte, oder was dafür gilt, sind vermutlich nur im ästhetischen Bereich zu finden.
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Near fragment in time

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Modena-Park-Gegend oder „Viertel“ (in Wien III.), heute alles versaut. Man baut. Man macht Garagen. Immer ist wieder was nötig, bis alles total verdreckt ist. Das kommt von den Tätigen her. Und wenn nicht Jeder tätig wär', verfaulte und versumpfte alles. Die Tätigkeit ist unser aller heilloses Heil, das einzig mögliche. Dabei großenteils glatter Unsinn. Die Tätigkeit kann man nur beherrschen, wenn sie kein Mittel der Flucht vor der Apperception ist. Wird sie aber ein solches Mittel, so wird sie zum dahinrasenden Vehikel, und wir werden zuletzt unfähig sein, es zu steuern und diesem ganzen Unfug überhaupt zu steuern.
pp 241 from Repertorium: ein Begreifbuch von höheren und niederen Lebens-Sachen by Heimito von Doderer

Near fragment in space

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In einer Nacht, Ende der fünfziger Jahre, findet im Wiener Stadtpark ein Raubüberfall statt. Folgende Personen klammern sich dabei an einen Spaziergänger: es sind Rainer Maria Witkowski und dessen Zwillingsschwester Anna Witkowski, Sophie Pachhofen, vormals von Pachhofen, und Hans Sepp. Rainer Maria Witkowski heißt nach Rainer Maria Rilke so. Alle sind um die 18, Hans Sepp ein paar Jahre älter, doch auch er ist ohne jede Reife. Von den beiden Mädchen zeigt Anna die größere Wut, das äußert sich darin, daß sie sich vor allem der Vorderseite des Überfallenen zuwendet. Es gehört besonders viel Mut dazu, einem Menschen, der einen von vorn ansieht (er kann aber nicht viel sehen, weil es finster ist), das Gesicht zu zerkratzen, bzw. es auf seine Augäpfel abzusehn. Denn die Augen sind der Spiegel der Seele, der möglichst unbeschädigt bleiben sollte. Sonst glaubt man, die Seele ist hin.
pp 7 from Die Ausgesperrten by Elfriede Jelinek