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Rückkehr nach Wien - pp 103

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Im verhangenen Licht des Nachmittags gehe ich, nachdem ich Ernst Fischer verlassen habe, zur Universität. In diesem undurchsichtigen Grau tragen die grauen Häuser von Wien einen Ausdruck der Trübsal, verschärft durch den Wind, der durch die kahlen Bäume pfeift, und die letzen geschwärzten Schneehaufen frösteln macht. Vielleicht ist dies der rechte Augenblick, in das schieferfarbene, trostlose Gebäude einzutreten, dessen Insassen, Studenten wie Professoren, in diesem letzen Jahrzehnt der Vernunft so übel dienten. Doch sobald ich die Stufen heraufgestiegen bin, habe ich keine Lust mehr weiter ins Innere zu dringen.
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In der Salvatorgasse, dem Eingange des alten Maigstratsgebäudes gegenüber, steht ein hl. Christophorus. Wenige Wiener wissen, daß dieser kräftige Mann mit dem Stocke in der Hand den hl. Christoph vorstellen soll; viele halten diese Statue für das Bild eines schlichten Bauern.
Der hl. Christophorus und die Eselin, welche Christus bei dem Einzüge in Jerusalem getragen hatte, gingen einst in die weite Welt, um sich am Reisen zu erfreuen. Der Zufall wollte, daß beide in Wien in einem Gasthause auf der Mariahilferstraße zusammenkamen. Die Freude des unverhofften Wiedersehens in Wien war groß, und beide erzählten einander, woher sie kamen, wohin sie wollten und was ihnen auf der Reise alles begegnet sei. Und so gab ein Wort das andere und leider kamen beide dabei in Streit hinsichtlich der Frage, wessen Verdienst das größere sei, das des hl. Christophorus, der den Herrn als Jesukindlein getragen, oder das der Eselin, die Christum als Lehrmeister der Menschheit nach Jerusalem gebracht hat. Sie konnten sich nicht einigen, und weil keins nachgab, so wurde der Wortwechsel schärfer und derber; ein spitzes Wort um das andere flog bald hinüber bald herüber, so daß endlich dem hl. Christophorus der Geduldfaden riß; flugs holte er mit der Hand aus und gab der Eselin einen Schlag ans Ohr, daß sie unter den Tisch fiel. Sie raffte sich aber schnell auf, warf einen zornwütigen Blick auf den Heiligen, und sagte: So, jetzt verklage ich dich bei dem Stadtrat - und lief nun, was sie laufen konnte, schnurstracks in die innere Stadt in den Magistrat. Der hl. Christophorus zögerte auch nicht, sondern lief der Eselin nach, und als er sah, daß sie in ein Haus in der Salvatorgasse rannte, so stellte er sich diesem Hause gegenüber auf und wartete, bis die Eselin wieder herauskäme. Und so steht denn der hl. Christophorus noch immer an dieser Stelle und wartet der Eselin, doch diese hat bis heute noch nicht das Magistratsgebäude der Stadt Wien verlassen.
pp 46- from Der hl. Christophorus in der Salvatorgasse in Wien by Will Erich Peuckert

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"Wir sind eine Collage", pflegte sie zu sagen, "wir setzen uns zusammen aus sehr vielen kleinen Einzelheiten, physisch und psychisch, und jeden Tag müssen wir darum kämpfen, dass wir nicht auseinanderfallen, dass davon nichts verloren geht, dass wir bleiben, wer wir sind. Genauso", dann in dozierendem Tonfall, "genauso müssen wir uns davor schützen, dass jeder Müll an und kleben bleibt wie die Flugblätter, die regelmäßig vor der Universität auf den Asphalt fallen. Und das Wichtigste ist, geh dort nie unter dem Dachsims des Gebäudes entlang, da kacken die Tauben im Akkord herunter."
pp 93-94 from Chucks by Cornelia Travnicek