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Sie sprechen mit Jean Améry, was kann ich für sie tun? - pp 17-18

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Frank nahm morgens immer den vierten Waggon; er hatte keine Ahnung, wie es dazu kam; irgendwann entschied er so und irgendwann entschied er auch, sich immer dafür zu entscheiden.
[…]
„Tschüssi, baba und lass echt die Finger vom Actimel!“, schloss sie und stieg in „Stephansplatz“ aus, ohne Frank auch nur einen flüchtigen Blick zu widmen.
[…]
Die Frau lächelte ihm zwischen „Herrengasse“ und „Stephansplatz“ zu – ein unverbindlich konspiratives Lächeln, ein augenzwinkerndes ohne Augenzwinkern; eines, das auf politische Menschen erotisch wirken kann und von anderen übersehen wird.
In der Station „Stubentor“ verließ sie die U3, wahrscheinlich studierte sie Kunst an der Angewandten.
[...]
Beim Verlassen des Waggons merkte sich Frank die Nummer.
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Ein paarmal sah ich ihn mit diesen Dingen, mit Plakaten und Flyern, im Türkenschanzpark, er, Student der Landwirtschaft oder, wie es heute heißt, Agrarwissenschaft, mit dem Bart, den er sich damals zusammengespart hatte.
pp 112 from Wiedersehen in Fiumicino by Reinhard Kaiser-Mühlecker

Near fragment in space

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Es wurde darum auch dem Theater an der Wien der Vorzug vor dem Hofburgtheater für mein erstes Erscheinen vor das Publikum gegeben. Das alles geschah ohne mein Zutun, ja beinahe ohne mein Vorwissen. Da endlich kam der Tag der ersten Vorstellung. Meinen Namen auf den Zettel drucken zu lassen, war ich durchaus nicht zu bewegen. Die Ahnfrau, Trauerspiel in fünf Aufzügen, ohne Angabe des Verfassers, stand an den Straßenecken angeschlagen. [...]
Mir waren von der Benifiziantin drei Sperrsitze in der ersten Galerie zugekommen, die ich mit meiner Mutter und meinem jüngsten, damals eilf oder zwölfjährigen Bruder einnahm. Die Vorstellung, obgleich vortrefflich, machte auf mich den widerlichsten Eindruck, es war mir als ob ich einen bösen Traum verkörpert vor mir hätte. Ich faßte damals den Vorsatz der Vorstellung keines meiner Stücke mehr beizuwohnen, ein Vorsatz den ich bis heute gehalten habe. Die Haltung unserer Familie war höchst wunderlich. Ich selbst rezitierte, ohne es zu wissen, das ganze Stück leise mit. Meine Mutter, vom Theater ab und zu mir gewendet, sagte in einem fort: Um Gotteswillen, Franz, mäßige dich, du wirst krank, indes zu ihrer andern Seite mein kleiner Bruder unausgesetzt betete, daß das Stück gut ausfallen möge. Das Widerliche wurde dadurch vermehrt, daß auf der spärlich besetzten Bank hinter uns ein ganz gut aussehender Herr saß, der mich natürlich nicht kannte, und obschon ihn das Stück zu interessieren schien, sich doch nicht enthalten konnte, ein oft wiederholtes: grell, grell! an meinen Ohren vorbeitönen zu lassen.
pp 77 from Selbstbiographie by Franz Grillparzer