Arrows_down
Arrows_up
« Back to Der Stadtrat

Der Stadtrat - pp 41-42

Quote
Es war an der U- Bahnhaltestelle Schottenring, gegen halb zehn Uhr abends – keine Zeit für irgendetwas: Leute, die irgendwohin wollten, waren schon dort, und Leute, die da waren, waren vielleicht schon irgendwo gewesen, wo es sich zu bleiben nicht gelohnt hatte. Inmitten dieser allgemeinen, von allen geteilten Aussichtslosigkeit brach es aus einem Mann hervor. Er schleuderte einer kleinen Frau (seiner kleinen Frau?), deren ganzer, im Mantel zusammengehaltener Körper etwas Abduckendes annahm, die Worte entgegen: „ES SIND DIE IRRITATIONEN IN DEINEM GEHIRN, DIE DIESEN GANZEN WAHNSINN AUSMACHEN.
  Der Stadtrat
  41
  42
  No
  Yes
  No
  No
  (none)

Near fragment in time

Quote
„Die Ateliers im Prater lagen in Trümmern, waren schwer zugänglich, und zudem gab es kaum Anhaltspunkte, wo sie ihre Suche beginnen sollte. Nur das Atelier von Anton Hanak in der Böcklingstraße im Prater war ihr bekannt und diente als erste Anlaufstelle. Der Prater war Kriegsschauplatz gewesen, große Teile des Ateliers zerstört, zudem gab es noch immer die Gefahr von Minen. Die Suche blieb lange erfolglos, aber in einem anderen Haus wurde sie schließlich fündig. Das Haus war ein Greuel der Verwüstung, Teile des Bodens und der Decke fehlten, ganze Wände waren niedergebrochen. [...]“
pp 100-101 from Jenseits vom lärmenden Käfig by Lisa Fischer

Near fragment in space

Quote
Es gab auch bessere Zeiten. Es gab auch gute Zeiten in Wien; im Sommer, vor allem, sind die Zeiten meist gut.

Zum Beispiel:
Wenn ein Abend anfängt, auf den man sich gefreut hat, weil etwas Schönes passieren könnte zur Abwechslung. Weil man vielleicht an einem so schönen Abend jemanden treffen könnte am Donaukanal, draußen auf den Holzbänken oder drinnen im Club, wo man wirklich tanzen möchte, weil die Musik heute gut ist, nicht nur, weil man sich bewegen muss, weil Alkohol oder Hormone oder sonst was einen zwingen, nein, die Musik ist gut. Man hat seine Freunde dabei und eine Freude! und man springt mit ihnen um die Wette, spring höher, komm, das kannst du besser, und man springt höher als alle anderen und gewinnt ein Soda, das aber ohnehin gratis ist. Man versteht den Text nicht, macht aber nichts, man kann trotzdem mitsingen, mitbrüllen sogar, und bald wird einem heiß, man schwitzt so sehr, dass man sich seinen Preis an der Bar holt und damit hinaus muss, wo jemand sitzt, den man den ganzen Abend gesucht hat; wenn auch nur nebenbei, unbemerkt, wie man glaubt.
Man kann auf der Kanalmauer sitzen, auf das schwarze Wasser schauen und ein, zwei romantische Sekunden erleben.
Denn dann kommen die Ratten und zerstören die Stimmung, oder die blöde Sonne, alte Spielverderberin, ist schon wieder da und ruft: Geht, geht endlich nach Hause! Man gehorcht ihr und bricht auf, macht sich auf den Weg zum einen oder anderen, Arm in Arm, sich stützend oder verliebt, das kann man oft nicht genau sagen.
pp 55-56 from Verlass die Stadt by Christina Maria Landerl