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Eine schöne Schweinerei - pp 86-87

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Er hatte Alice in seiner Studienzeit getroffen, in einer der philosophischen Vorlesungen, die er neben seinem Jusstudium besuchte. Alice war die rebellische jüngste Tochter einer alten jüdischen Wiener Familie, die nach der Schoa zurückgekommen war und auf dem Morzinplatz in der Innenstadt einen Wäschegroßhandel betrieb. Die Eltern waren streng orthodox, die wenigen Male, die er ihre Mutter gesehen hatte, trug sie einen Scheitel, die traditionelle Perücke der verheirateten Frauen, unter dem hervor sie ihn missbilligend taxierte.
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  Morzinplatz

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Und sie haben dich nichts gefragt?
Nichts, gar nichts. Wahrscheinlich war ich ihnen zu klein. Wenn ich dreizehn, vierzehn Jahre gewesen wäre, hätte sich mich wahrscheinlich schon etwas gefragt.
Die Gestapo-Männder waren Wiener. Auch viele Deutsche waren da, aber das waren Wiener. Wie halt eine Hausdurchsuchung vor sich geht, haben sie alle Sachen herausgeschmissen, aber sie waren nicht auffallend brutal. Sie haben ihn einfach genommen und sind gegangen
Sie haben also auch nicht zugeschlagen?
Nein. Das ist dann erst am Morzinplatz gekommen. Nach der Verhaftung haben wir ja nicht gewusst wo er ist. Kein Lebenszeichen, nichts. Meine Mutter ist immer wieder auf die Gestapo am Morzinplatz gegangen: keine Auskunft. Als sie wieder einmal bei der Gestapo war, wurde ein Häftling aus einem Verhörzimmer geschleift – ohnmächtig und blutverströmt. Ob es ein Bekannter war, hat sie nicht gewusst, so entstellt war er.
pp 42-43 from Der Kopf meines Vaters: Wien von der NS-Zeit bis zur Gegenwart - Eine Zeitzeugin erzählt by Luis Stabbauer

Near fragment in space

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Then one morning I found my employers' newspaper and in it an advertisement for a seamstress in the teeming textile quarter north of the Hohermarkt.
I worked for Jasha Jacobson for three years. He came from Russian Poland and ran a typical sweat shop - overcrowded, noisy, ill-ventilated. I knew nothing about Jews: their religion, their habits - being there was as strange to me as if I'd gone to work in an Arabian souk. We worked unbelievably long hours and my pay was low, but I've never ceased to be grateful for my time there. I learnt everything there was to know about tailoring: choosing the cloth, cutting, repairing the ancient, rattling machines. At first I was a freak - a schickse set down in the midst of this close knit immigrant community - but gradually, I became a kind of mascot. People passing smiled and waved at the blonde girl sitting in the window beside the cross-legged men sewing their button holes. And I was never molested - I might have been a girl of their own faith by the care they took of me.
pp 63-64 from Madensky Square by Eva Ibbotson