Arrows_down
Arrows_up
« Back to Kopflos

Kopflos - pp 127

Quote
Rheinhardt hatte während des ganzen Wegs von der Josefstadt nach Hietzing Zigarren geraucht. Als er die Tür der Droschke öffnete, tauchte er daher wie Mephistopheles eingehüllt in eine gelbliche Wolke aus dem engen Innenraum auf.
  Kopflos
  127
  127
  No
  Yes
  No
  No
  (none)
  Hietzing
Josefstadt

Near fragment in time

Quote
Dann nahm er ehrfürchtig das Stück Thermopapier mit dem Aufdruck "Maria Vlk, geborene Jonas am 13. Juli 1966, wohnhaft in 1190 Wien, Zahnradbahnstraße 24" und ging zum Streifenwagen zurück, um mit ihm zur Gattin von Franz Vlk zu fahren, Vorsitzender der Wiener Heimatpartei, um ihr um halb fünf Uhr in der Früh mitzuteilen; nachdem er sie mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit aus dem morgendlichen Tiefschlaf geholt haben würde, dass man ihren Mann tot aufgefunden habe, in einer zweifelhaften Gegend, nähere Umstände wisse man leider nicht, mit dem aufrichtigen Ausdruck des Bedauerns sowie der Versicherung, es werde alles Notwendige sioenen gesetzmäßig vorgeschriebenen Lauf nehmen, oder so ähnlich.
pp 33 from Eine schöne Schweinerei by André Igler

Near fragment in space

Quote
Im Auto öffnete Anna alle Fenster und wählte Kolonjas Nummer. »Und? Was gefunden?« »Das ist eher was für dich. Du bist doch die Belesene. Der schreibt vielleicht schwülstiges Zeug. Dein Weinbauer war ein richtiger Philosoph, aber dass das in dem Kaff verstanden wurde, kann ich mir nicht vorstellen. Ich versteh’s jedenfalls nicht. Ah ja, und zwei Kollegen aus der Abteilung Straßenkriminalität sind schon im Anmarsch, die wurden als Vertretung geschickt.« »Gut, da nehm ich gleich einen mit nach Salchenberg. Ist die Spurensicherung schon zugange?« »Natürlich. Im Weinviertel dürfen die Niederösterreicher ran – viele liebe Grüße übrigens von deinem Freund Kronberger. Und in der Florianigasse haben unsere Kollegen vor ungefähr eineinhalb Stunden angefangen.« »Gut, dann fahr ich da mal vorbei. Die ganzen Bürounterlagen vom Bachmüller, Rechnungsbücher, Korrespondenz, Bestellungen etc., hätte ich gerne so schnell wie möglich bei mir im Büro.« »Jawohl. Glaubst du, es war ein geprellter Restaurantbesitzer?« »Ich glaub gar nichts. Ich fürchte, ich hatte noch nie so wenig Ahnung wie in diesem Fall. Kommt mir vor, als wäre dieser Bachmüller ein Phantom gewesen.« Die Wohnung in der Florianigasse lag im Dachgeschoss eines stilvoll renovierten Altbaus. Als Anna aus dem Aufzug trat, fiel sie fast über den ausgeklappten Stahlkoffer der Spurensicherung. Daneben stand Martin Holzer und aß eine Wurstsemmel. »Na, das sieht ja gemütlich aus. Fertig?« »Fast. Schau da mal rein. Sieht aus wie eine Musterwohnung für einen Einrichtungskatalog. Da gibt es nicht viel zu untersuchen. Gewohnt hat da keiner.« Anna ging einmal durch die lichtdurchflutete Dreizimmerwohnung und war beeindruckt. Eine gesamte Wohnzimmerwand war durch eine Glasfront ersetzt worden, der Blick von der dazugehörigen Dachterrasse war sensationell. Mitten im Raum ein wuchtiges graues Sofa, eine Leselampe und dahinter ein Bücherregal mit einer Heine-Gesamtausgabe und ein paar Bänden Thomas Bernhard, an der Wand ein Bild von Erwin Wurm, im Schlafzimmer ein großes Bett aus hellem Kirschholz mit weinroter Tagesdecke.
pp 126-127 from Bis zur Neige - Ein Fall für Berlin und Wien by Petra Hartlieb, Claus-Ulrich Bielefeld