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Zwischen zwei Nächten - pp 9-10
Ann-Marie lehnte sich zurück, schloß die Augen und träumte vom dritten Wiener Gemeindebezirk.
Nach Vaters Pensionierung waren ihre Eltern aufs Land gezogen, doch aufgewachsen war sie in einem Eckhaus in der Erdbergstraße. Das Service mit dem Zwiebelmuster, das nur an Sonn- und Feiertagen verwendet wurde, hatte, jedesmal wenn die Straßenbahn vorbeifuhr, gefährlich zu klappern begonnen. Und abends, wenn der Vater von der Arbeit heimgekommen war - er war am Landstraßer Bahnhof beschäftigt gewesen -, hatte er den Fernsehapparat eingeschaltet und war bis Mitternacht oder zumindest bis zur Bundeshymne vor dem flimmernden Bildschirm gesessen. Da er schwerhörig war, lief der Kasten immer in voller Lautstärke. An Lärm hatte es in ihrer Kindheit nie gemangelt.
Ob das dreistöckige Zinshaus, in dem sie gewohnt hatten, noch stand? Es wurde viel gebaut in Wien, wahrscheinlich hatte sich in Erdberg alles verändert. Vielleicht hatte auch der kleine Beserlpark, in dem sie ihre ersten Raufereien und ihr ersten Küsse glücklich überstanden hatte, dem U-Bahnbau weichen müssen.
Nach Vaters Pensionierung waren ihre Eltern aufs Land gezogen, doch aufgewachsen war sie in einem Eckhaus in der Erdbergstraße. Das Service mit dem Zwiebelmuster, das nur an Sonn- und Feiertagen verwendet wurde, hatte, jedesmal wenn die Straßenbahn vorbeifuhr, gefährlich zu klappern begonnen. Und abends, wenn der Vater von der Arbeit heimgekommen war - er war am Landstraßer Bahnhof beschäftigt gewesen -, hatte er den Fernsehapparat eingeschaltet und war bis Mitternacht oder zumindest bis zur Bundeshymne vor dem flimmernden Bildschirm gesessen. Da er schwerhörig war, lief der Kasten immer in voller Lautstärke. An Lärm hatte es in ihrer Kindheit nie gemangelt.
Ob das dreistöckige Zinshaus, in dem sie gewohnt hatten, noch stand? Es wurde viel gebaut in Wien, wahrscheinlich hatte sich in Erdberg alles verändert. Vielleicht hatte auch der kleine Beserlpark, in dem sie ihre ersten Raufereien und ihr ersten Küsse glücklich überstanden hatte, dem U-Bahnbau weichen müssen.
Near fragment in time
"Samstag, den 16. September 1944.
[...]
Abends bei A.; heut nachmittag ist die Hochschaubahn im Prater abgebrannt -"eine feindliche" Freudenstätte, die auch in meinen Erinnerungen als
"Railway" ihren Ehrenplatz hat. Trotz der beengten Lage konnte das Feuer von den Praterbuden abgehalten werden, nur einige Waggons des danebenstehenden Riesenrades fingen Feuer. Es war ein eigenartiger Anblick von A.'s Schlafzimmer, über der dunklen Stadt die leuchtenden Punkte der brennenden Waggons zu sehen! Man spricht von Sabotage, [...]"
pp 34 from Josef Schöner Wiener Tagebücher 1944/1945 by
[...]
Abends bei A.; heut nachmittag ist die Hochschaubahn im Prater abgebrannt -"eine feindliche" Freudenstätte, die auch in meinen Erinnerungen als
"Railway" ihren Ehrenplatz hat. Trotz der beengten Lage konnte das Feuer von den Praterbuden abgehalten werden, nur einige Waggons des danebenstehenden Riesenrades fingen Feuer. Es war ein eigenartiger Anblick von A.'s Schlafzimmer, über der dunklen Stadt die leuchtenden Punkte der brennenden Waggons zu sehen! Man spricht von Sabotage, [...]"
Near fragment in space
"Im Wiener Wurstelprater unterhält sich das kleine, in den Praterauen das geile Volk, jedes auf seine Weise. Im Wurstelprater pflanzen bis an den Rand mit Schweinsbraten, Knödeln, Bier oder Wein vollgefüllte Eltern ihre ebenso aufgefüllte Brut in die Töpfe oder auf die bunt lackierten (Plastik-)Pferchen, Elefanten, Autos, bösen Drachen hinein oder hinauf, und das in Drehung versetzte Kind speit das ihm vorher mühsam Eingeschaufelte wieder heraus."
pp 132 from Die Klavierspielerin by
