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Der dritte Mann - pp 65

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Es war nahezu dunkel, als Martins am Ufer des Donaukanals dahin schritt: gegenüber am Wasser lag das halb zerstörte Dianabad, und in der Ferne stand der gewaltige schwarze Reifen des Riesenrads unbewegt über den Häuserruinen. Dort drüben, jenseits des grauen Kanals, erstreckte sich der zweite Bezirk unter russischer Verwaltung. Über den Dächern der Innenstadt reckte der Stephansdom seinen mächtigen kriegswunden Turm in den Himmel. Und als er die Kärntner Straße entlang ging, kam Martins an der hell erleuchteten Tür der Militärpolizei vorüber. Die vier Männer der allierten Patrouille stiegen gerade in ihren Jeep; der russische Polizist saß neben dem Fahrer (weil die Russen an diesem Tag für die nächsten vier Wochen den Vorsitz in der Verwaltung der Innenstadt übernommen hatten); und der Engländer, der Franzose und der Amerikaner hievten sich nach hinten. Der dritte starke Whisky verdampfte in Martins' Hirn, und ihm fielen das Mädchen in Amsterdam ein und das Mädchen in Paris. Einsamkeit begleitete ihn durch die belebte Straße. Er erreichte die Ecke, wo man zum Sacher einbiegt, und ging weiter. Rollo hatte Oberhand und drängte zu der einzigen Frau, die er in Wien kannte.
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Und die Wohnung hab ich gesehn, auf mein Wort, irgendwo in Döbling, in der Nähe des Kuglerparks oder des Wertheimsteinparks, damit die Kinder immer frische Luft haben, ich war direkt drin in dieser anheimelnden Wohnung, die du dem Weib eingerichtet hast, und ich hab so manche Kleinigkeit wiedergefunden, die ich vermisse, und deine Kinder hab ich auch gesehn, richtig, es waren drei, so halbwüchsige Bankerte, widerliche, und sie sind um dich herumgesprungen und haben dich manchmal „Onkel“ genannt und manchmal ganz schamlos „Papa“ und du hast sie ihre Schulaufgaben abgehört und das Kleinste ist auf dir herumgeklettert, denn du warst ein glücklicher Papa, wie er im Buch steht.
pp 53 from Eine blaßblaue Frauenschrift by Franz Werfel